Honig spielt im Türkischen Frühstück eine große Rolle. Er wird beim Buffet in großen Schüsseln mit Schöpflöffeln angeboten. Damit ist es für mich schwierig den Honig so zu portionieren, dass ich ein oder zwei Brote bestreichen kann. Ich dachte immer ich esse viel Honig. Ich muss meine Meinung revidieren, es gibt Verbraucher mit deutlich höherem Honig Konsum. Entsprechend sind Bienenstöcke entlang meines Weges überall zu sehen.
Bienenstöcke säumen meinen Weg
Wenn ich schon beim Essen bin, so muss ich noch vom Abendessen gestern berichten. Ich verbringe die Nacht in einem Hotel ohne Restaurant. Allerdings hat man mich schon beim einchecken gefragt, ob ich mit der Familie essen möchte, da sie wie immer Sonntags ein Barbecue machen. Ich habe natürlich nachgefragt, ob ich nicht störe. Das wurde, gastfreundlich wie hier die Menschen sind, natürlich verneint. Also sage ich zu. Es wurde ein sehr netter Abend und ich bin mit Unmengen an Essen verwöhnt worden. Die Kommunikation war unproblematisch, da jeder, der im weitesten Sinne in der Tourismus Branche arbeitet, Englisch kann und das ist somit fast jeder.
Das Stadttor von Patara stammt laut den Inschriften vom Römischen Statthalter aus der Kaiserzeit
Der heutige Tag ist geprägt von der Besichtigung Pataras. In der Antike eine Hafenstadt vermutlich gegründet im siebten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung und Teil der Lykischen Völkergemeinschaft. Heute liegt Patara nicht mehr am Meer. Der antike Xanthos bzw. der heutige Eşen Çayı hat so viel Sand angespült, dass der Hafen völlig versandet ist und gefühlt ein Kilometer im Landesinneren liegt. Der Leuchtturm, der durch Neros Statthalter gebaut wurde und gerade wieder restauriert wird: heißt er wird wieder errichtet, steht mitten im Flussdelta.
Hafenstraße: heute endet sie im Sand und nicht mehr am Meer
Stammt das Schiff aus der Antike? Leider kann ich das nicht herausfinden
Von den Ausgrabungen in Patara bin ich beeindruckt. Die Türkischen Archäologen beuteln nicht nur die Gebäude aus, sondern errichtet sie wieder. Das Tor zur Stadt mit seinen drei Bögen ist ein solches Beispiel. Die Inschriften deuten daraufhin, dass dieses Stadttor von den Römern in der Kaiserzeit errichtet wurde. Es wird vermutet, dass nur die Inschrift in dieser Zeit angebracht wurde, das Stadttor aber deutlich älter ist.
Die Versammlungshalle des Lykischen Völkerbundes im Stil eines Amphitheaters bzw. des Römischen Senats (oben im Inneren des Gebäudes, unten Ansicht des Bauwerks von der Hafenstraße)
Das dominierende Bauwerk ist die Birligi – die Versammlungsstätte des Lykischen Völker Bundes. Als ich eintreten bin ich überwältigt. Ich kann geradezu fühlen, wie hier diskutiert, verhandelt und entschieden wurde. Das Innere gleicht einem kleinen Amphitheater mit Bühne für den Redner und Sitzplätzen für das „Parlament“. In der Mitte der Sitzplätze – mittig sowohl hinsichtlich des Halbrundes als auch hinsichtlich der Höhe – gibt es einen Ehrenplatz. De Res Publica, vom Volk gewählte Senatoren ringen zum Wohle des Volkes um die beste Entscheidung. So habe ich mir das immer vorgestellt. Untergegangen ist diese „Kultur“ trotzdem. Ich hoffe immer, dass diese Kultur mit ihren Werten in uns weiter existiert; auch wenn ich nicht verleugnen kann, dass diese Werte aus einer solchen Kultur, von Autokraten und Diktatoren über Jahrtausende bekämpft und unter Druck gesetzt wurden / werden. Wenn heute von dem WESTEN als ein Macht- und Wertesystem gesprochen wird, dann sollten wir uns immer wieder bewußt machen, dass in Kleinasien, Griechenland und Rom die Wurzeln dieses Wertesystems liegen.
Blick von oben auf das Gesamtensemble: im Vordergrund das Theater
Zurück zu meinem Weg. Nach Patara mache ich mich auf den Weg nach Kalkan einem sehr touristischen Ort. Der Ort wirkt ausgestorben zu dieser Jahreszeit. Es gibt ein gravierendes Missverhältnis bezüglich der verfügbaren Wohnflächen und den Einwohnern. Der Weg nach Kalkan ist schwierig und geprägt von Kletterei: wenige Kilometer viel Zeit. Eine Weile wandere ich mal neben mal auf einer riesigen Mauer, die an manchen Stellen an die Chinesische Mauer erinnert. Ich kann nicht herausfinden, was es mit dieser Mauer auf sich hat. Sie wirkt nicht unbedingt antik aber definitiv auch nicht aus neueren Zeit. Auch die Funktion erschließt sich mir nicht.
Chinesische Mauer in Lycia
Hotels gibt es in Kalkan mehr als potenzielle Gäste. Ich suche mir ein Hotel aus, das auf dem Weg liegt und nett aussieht. Das Hotel wird von einem Jungen gemanagt, dessen Vater gerade in Deutschland ist. Der Junge als auch der Vater aus der Ferne sind extrem hilfsbereit. Denn ich muss mir helfen lassen, da ich aufgrund häuslicher und dringender Problemstellungen meinen Weg unterbrechen und auf den Rückweg machen muss.