Heute hatte ich einen vergleichsweise ruhigen Wandertag mit knapp 30 Kilometern und kaum Steigung. Mein Weg führte mich an der Küste aus Palermo hinaus durch eine Reihe von Vorstädten.
Ist Palermo schmutzig, so sind diese Vorstädte Müllhalden, in denen verfallene Häuser rechts und links der Küstenstraße und riesige Wohnblocks in zweiter und dritter Reihe stehen. Offensichtlich gibt es hier keine funktionierende Müllabfuhr und auch kein Verständnis der Bürger für den Umgang mit Müll. Noch in Palermo beobachte ich eine Frau in meinem Alter, wie sie ihr Auto am Straßenrand stehend aufschließt und als erstes den kompletten Müll in ihrem Auto auf die Straße wirft. Dann erst steigt sie ein und fährt los. Etwas weiter außerhalb fährt ein ebenfalls älteres Paar auf einen Parkplatz, steigen aus, öffnen den Kofferraum und werfen mehrere Müllbeutel einfach mitten auf den Parkplatz. Ähnliches Verhalten und Missstände kenne ich nur aus Ägypten und vom indischen Subkontinent. Schon dort habe ich kein Verständnis dafür, das ein Staat es nicht als seine Aufgabe sieht, für eine passables Müllenhandling zu sorgen. Dass in einem Land, das das Europäische Wertesystem derart intensiv und nachhaltig geprägt hat, solche Zustände herrschen, empfinde ich als Beleidigung.
Anders als in anderen Großstädten gibt es entlang der Ausfallstraße, ich nehme, kaum stereotype moderne Gewerbebauten. Zwar findet Gewerbe auch hier statt vor allem zwischen Straße und Strand meist in Garagen, baufälligen alten Gebäuden hinter Mauern. Ich kann immer nur wieder durch die Einfahrten schauen, wie es dort aussieht. Müll wird dort auf den Höfen gelagert und es sieht aus als wäre man auf einem Schrott- und Müllplatz. Auf der vom Strand abgelegenen Straßenseite gibt es einfache Bars, Obst und Gemüsestände, Trödelläden und vieles mehr.
Das Bild ändert sich erst etwa 15 Kilometer östlich von Palermo. Dort komme ich durch Städte und Dörfer, die durch ihr mittelalterliches Stadtbild mit engen Gassen und historischen Bauten bestechen. Auch der Müll wird hier weniger – aber nur in den Ortschaften selbst. Außerhalb das üblich Bild: Müll und Zerfall. Schön ist anders.
Mein Hotel für heute Nacht liegt oben auf dem Berg mit Blick aufs Meer, auf die Autobahn und die Eisenbahnlinie. Trotz der wenig schönen Infrastruktur, die den Ort komplett vom Wasser abschneidet, ist der Ort liebens- und lebenswert hergerichtet. Die Kirche auf einem Plateau mit umwerfenden Blick gelegen, wird gerade restauriert: sie ist fast komplett entkernt. Aber eine spannende Skulptur verschönt den Vorplatz. Auch hat man sich mit dem einen oder anderen Haus Mühe gegeben, es attraktiv zu gestalten.
Heute gibt es wieder Pizza. Die beiden Restaurants haben dienstags geschlossen. Um mein Abendessen etwas zu pimpen, habe ich mir zwei händevoll Datteltomaten gekauft; voll durchgereift schmecken sie köstlich süß.