Tag 10: 12.10.2022

Zuerst die „technischen Daten“ von heute: 27 Kilometer und 1.100 Höhenmeter. Ich starte zwar in Alta Villa (Hoher Ort), tatsächlich muss ich zwischen zwei Bergzügen durch und es geht stetig aufwärts. Bis zur Passhöhe sind es 700 Höhenmeter. Auf halber Höher habe ich einen Postkarten Blick zurück auf Altavilla und die Strände Palermos Vororte.

Kaum in den Bergen wird es wieder sehr einsam. Gelegentlich komme ich an einem Hof vorbei. Neben Olivenbäumen wird fast ausschließlich Viehzucht betrieben und hier wiederum meist Rinderzucht. Noch nie habe ich Rinder so laut Muhen gehört wie heute. Es klang wie Warnrufe und das man mein Kommen kommuniziert hat. Denn es waren.definitiv nicht Kühe, die gemolken werden wollten, sondern männliche Tiere, die mich immer wieder begleitet haben und ich von Herde zu Herde übergeben wurde. Rinder wirken auf mich eher sehr blöde. Heute habe ich einen ganz anderen Eindruck gewonnen. Vielleicht beide ich mir das aber nur ein.

Mit dem Hirten einer der Herden habe ich versucht zu kommunizieren. Wir konnten uns allerdings nur über meinen Weg etwas verständigen. Meine Fragen hinsichtlich der Rinder Kommunikation hat er nicht verstanden. Dafür hat er mir exakt den Weg beschrieben.

Den Pass erreiche ich am späten Vormittag. Kurze Zeit später erreiche ich eine Eremitage. Hier lege ich mich auf einer Bank und schlafe eine volle Stunde. Mir tut zwar alles weh von der harten und schmalen Bank, bin aber gut erholt. Jetzt geht es steil runter zu einem Stausee mit grünem Wasser. Da es sich eintrübt, wird das Wasser immer grauer. Wie sich die Wasserfarbe mit dem Wetter ändert habe ich so noch nie bewußt wahrgenommen. Der See ist nicht besonders gut gefüllt, daher ist die Staumauer zur Seeseite hoch. Zur andern Seite aber wirklich tief.

Jetzt kommt noch mal ein tougher Part. Von dem Stausee muss ich auf kürzester Distanz fast 400 Meter hoch nach Caccamo. Einem Ort mit etwa 8.000 Einwohner. Hier werde ich heute übernachten. Es gibt nur Ferienwohnungen, kein Hotel. Alle Wohnung werden von Giovanni – so heißen hier wohl alle, die mit Touristen zu tun haben – gemangelt. Er hat sein Büro direkt vor der größten Normannen Burg Siziliens. Dort treffe ich hinschob vor seinem Büro. Er hat aus dem Internet ein Bild von mir ausgedruckt. Als ich vor einer Bar stehe und schaue, wo sein Büro ist, kommt er schon auf mich zu, das Bild in der Hand.

Caccamo ist eine mittelalterliche Stadt. Man vermutet zwar, dass sie schon in der Antike gegründet wurde. Beweise gibt es dafür aber nicht. Wir müssen über steile Treppen und enge Gassen hoch zur Wohnung laufen. Die Wohnung ist hübsch mit einem Wohnraum, Küche und einem Schlafbereich und hat einen tollen Blick auf die Burg, die ich später besichtige.

Für den Abend erhalte ich von meinem Vermieter gleich eine Empfehlung. Diese betrifft nicht nur das Lokal sondern auch das Menü. Ein MUSS ist die preisgekrönte Salsiccia on Caccamo. Das Abendessen ist super und super sättigend. Beim Nachtisch, der für Sizilianer der wichtigstes Kurs eines Menüs ist, streike ich. Ich platze und mir wird auch viel zu viel Wein eingeflößt.

Vor dem Abendessen besichtige ich die Altstadt, in der eben auch mein heutiges Zuhause liegt. Seine berühmteste Persönlichkeit ist Carlo Gambino Mafioso Pate in New York – ich hoffe das hat hier und heute nichts mehr zu bedeuten. Zum Abschluss geht es in den Duomo (8.000 Einwohner brauchen einen Dom und über 20 Kirchen). Im Dom wird Messe gehalten, weshalb ich mich nur kurz dort aufhalte. Von dort gehe ich zur Burg, die seit fast 60 Jahren im Besitz der Stadt ist und in der man ohne Führer in alle Räume darf: mal wieder wird mir klar, wie privilegiert wir heute wohnen mit Heizung und vor allem fließend Wasser. Die Familie, die sicher mal unendlich reich war, hat bis Ende der 50-iger dort gewohnt ohne Toilette und fließend Wasser.

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