Tag 3: 16.10.2023 —> Kalabrien, ein Abt lädt ein

Um sieben stehen wir auf. Bis wir wieder alles zusammengepackt haben, ist es kurz vor acht. Frühstück gibt es nur für Pedro. Ich esse ein paar Nüsse, Appetit habe ich keinen. Auf Google Maps ist nach ungefähr 12 Kilometern ein Dorf mit einem Restaurant eingezeichnet. Da werde ich frühstücken.

Der Wald ist lichtdurchflutet mit herbstlichen Antlitz 

Aber zunächst müssen wir weiter durch den Wald. Es geht oft steil bergab und bergauf. Zunächst muss ich fast 400 Höhenmeter runter ins Tal des Menschen-Tod (Valle dell‘Uomo Morto). Weniger das Tal sorgt mich – auch wenn wir dort drei Bäche und Flüsse überqueren müssen – aber der Aufstieg hat es in sich. Ich schnaufe und schwitze. Jeder Schritt fühlt sich an, als ob ich Gewichte heben muss. Mit dem schweren Rucksack muss ich mich bei jedem Schritt hochdrücken. Ich rede mir den Aufstieg als ein hervorragendes Workout schön. Tatsächlich bin ich, oben angekommen, völlig erschöpft. Und reif für eine Pause:  kurz drauf komme ich aus dem Wald in das Dorf mit dem Restaurant.

Tatsächlich ist der Ort tot. Ich treffe auf nicht eine Person. Die Fenster und Türen der Häuser sind verriegelt. Kein Restaurant. Nur eine Wasserstelle gibt es, an der wir eine Pause einlegen (müssen) und uns an dem kalten Wasser erfrischen. Kaum haben wir uns gesetzt und genießen das kühle Wasser, kommt eine Familie schwarzer Schweine vorbei und verdrängt uns von der Wasserstelle. Pedro sieht nur müde auf und lässt es geschehen.

Ok, ich bin auf Wanderungen gewohnt weniger zu essen als sonst. Also kein Problem, dass außer Wasser es hier nichts gibt. Am Abend winkt ein schönes Restaurant in Passo di Limina. Das Restaurant sieht im Internet toll aus, hat aber Montags und Dienstags geschlossen, wie wir überrascht feststellen müssen, als wir ankommen. Super.

Die Landschaft ist herrlich: mir ist‘s mittlerweile zu viel Landschaft

Ok, empfohlen wurde eine Übernachtung im nahegelegenen Kloster. Von dem allerdings, wie ich kurz danach feststellen muss, wenig übrig geblieben ist. Die Chiesa della Madonna dell‘Assunta, der Abtei, einem kleinen Häuschen und fünf baufälligen, ungenutzten Gebäuden. Der Abt, ein älterer fast zahnloser Frater, weist mir auf dem ausladenden Klostergelände einen Platz zum Zelten zu. Er hat diesen so ausgewählt, dass mein Zelt im Windschatten unter einem Baum steht, der mich etwas vor dem zu erwartenden Regen schützen soll.

Sehr remote liegt das Kloster: es gibt nur noch den Abt

Er lädt mich zum Abendessen ein, was ich sehr sehr gerne annehme. An seiner Wasserquelle kann ich nicht nur meine Flaschen auffüllen sondern mich auch waschen. Ich habe das Gefühl, dass ich etwas streng rieche. Stinkend möchte ich mich nicht an den Tisch des Abtes setzen.

Der Abt, der mir erklärt, er spreche zehn Sprachen: alle Italienisch, lässt mich weder bei der Essenszubereitung noch später beim Abwasch helfen. Die Kommunikation zwischen uns hält sich in Grenzen, da der Abt mit seinen wenigen Zähnen ein für mich wenig verständliches Italienisch spricht, meine wenigen Worte und Phrasen in Italienisch ein Gespräch wenig ergiebig machten und der Abt keine andere Sprache beherrscht.

Wir essen eine einfache Pasta und anschließend gebratene Kartoffeln mit Würstl (ein Italienisches Wort, das mich immer wieder zum Schmunzeln bringt: ein Würstl ist ein Wienerle); dazu gibt es Wasser und Rotwein aus einer PET-Wasserflasche. Eine Spende, die ich gerne machen würde, lehnt er genauso strikt ab wie meine Hilfe beim Aufwasch.

Auch heute Abend halte ich nicht lange durch. Um neun schlafe ich tief und fest. Da heute Nacht kein Wind über uns hinwegfegt, ist es deutlicher wärmer, weshalb Pedro keinen Körperkontakt sucht und ich somit besser schlafen kann.

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