Ein Nachtrag zu gestern. Wie ich vermutet habe, handelt es sich bei den Verpuppungen an den Kiefern um Prozessionsspinner. Die Raupen sind eine Plage. Die Kiefern sterben tatsächlich, wenn sie von Prozessionsspinnern zur Verpuppung und Metamorphose genutzt werden.
Das „Basislager“ des Etna rund um das Refugio Sapienzia ist ein absoluter Touristenhotspot. Am Check-in für meine Tour herrscht das reinste Tohuwabohu. Um das riesige Refugio gibt es eine Vielzahl von Bars, Restaurants und vor allem Souvenirläden. Es werden alle möglichen Touren angeboten. Von reinen Lift- und Minibusfahrten mit und ohne Spaziergänge, für die neugierigeren Touristen natürlich auch mit ausgiebigen Wanderung zu vier Kratern. Letzteres. Selbst daran nehmen allein von einem Tourenanbieter eine große Zahl von Begeisterten teil. Man wird nach Sprachen Führern zugeordnet. Die meisten Teilnehmer müssen Schuhe wechseln, da Sneaker nicht als geeignet angesehen werden – mir will man auch mehrmals „richtige“ Wanderschuhe andrehen. Jeder muss einen Helm mitnehmen und wer will bekommt auch Stöcke angeboten.
Die Ordnung des Durcheinanders und des Trubels dauert eine ganze Stunde, dann geht es los. Die ersten 500 Höhenmeter überwinden wir mit einer Seilbahn. Wieder herrscht großer Andrang. Man könnte meinen, wir sind an der Talstation für ein Skigebiet in der Hochsaison. Danach gehen wir endlich zu Fuß weiter. Es dauert keine viertel Stunde, da können die Ersten schon nicht mehr und müssen zurück. Unendlich langsam mit ständigen Trinkpausen steigen wir den Berg hoch. Meine Geduld wird ziemlich strapaziert. Lunchpause wird natürlich auch gemacht. Die Bergsteiger mampfen ihre großen Lunchpakete, die sie mitgebracht haben. Wir kommen bis auf 2.900 Meter. Höher darf man auch mit Führer nicht. Am höchsten Krater auf 3.300 m, der bei einem Ausbruch 2002/2003 entstanden ist, gab es im vergangenen Dezember einen tödlichen Unfall mit einem Guide.
Vom Hauptkrater der etwas östlich und tiefer liegt als der neu entstandene Krater, steigen ständig große Schwaden Wasserdampf auf. Auch aus dem neuen Krater entweicht permanent Rauch allerdings nicht in so großen Wolken.
Der letzte Ausbruch war im Februar. Durch die abgekühlten Steine steigen wir hindurch. Diese strahlen immer noch große Wärme ab. An manchen Stellen ist es noch so heiß, dass sich Papier selbst entzündet. Die Luft ist warm, da der Vulkan fast überall so ab 2.500 m Wärme ab gibt. Das Gestein hat nach meinem Empfinden meist Körpertemperatur.
Die Landschaft ist beeindruckend. Der Ausdruck trifft es nicht: der schwarze Lavasand und dieses dunkle Lavagestein erzeugen den Eindruck einer Mondlandschaft; hier hätten auch Star-Wars Episoden gedreht werden können. Daneben gibt es Bereiche, die gelb sind von Sulfaten und wieder andere rot von Eisenauswürfen. Alles zusammen ist ein einmaliges Landschaftsbild.
Am Nachmittag ziehen Wolken auf, die von oben einen einen ganz besonderen Kontrast zum schwarzen Berg und dem hellen Sonnenlicht bilden.
Trotz der vielen Touristen und des langsamen Wanderns, ist der Ausflug zu den Kratern des Etna ein fantastisches Erlebnis aufgrund der Schönheit der Landschaft und des Wissens um die andauernde Aktivität der Erde, die regelmäßig diesen Berg komplett verändert.
Vom „Basislager“ zurück zu meinem Quartier muss ich die Straße unterqueren. Man hat sich eine ganz besondere Unterführungstechnik ausgedacht. Ich muss durch eine Röhre gehen, die auf mich eher den Eindruck macht, als wolle man Wasser durchleiten. In meinem Zimmer angekommen muss ich mich zu alerts unter die Dusche stellen und meine Klamotten intensiv waschen. In jeder Ritze hat sich der feine schwarze Lavastaub gesetzt.