Pedro schmeißt mich um halb sieben aus dem Bett. Ich glaube er muss mal. Schade dass ich ihn nicht einfach auf die Toilette schicken kann. Da wir in einem Haus mitten in Torre di Ruggiero untergekommen sind, kann ich nicht einfach raus lassen. Also stehe ich auf und mache mich schnell fertig. Es dämmert gerade, als wir das Haus verlassen.
Am nächsten Grashalm erleichtert sich Pedro; das hört gar nicht mehr auf zu laufen: war tatsächlich sehr dringend.
Wir laufen fast ständig auf Asphalt und meist entlang von Straßen. Manche sind so viel befahren, dass ich Pedro anleinen muss. Ihm gefällt das gar nicht. Er tollt lieber im Wald oder Wiesen herum mal vor mal hinter mir. Auf der Straße muss er sich zu sehr konzentrieren, dass er schön am Rand läuft. Gut aber nervig ist, dass er sich bei jedem Auto, das sich nähert hinsetzt – leider auch mitten auf der Straße, so dass ich ihn an die Seite ziehen muss. Auch an der Leine zu laufen, streßt ihn, da er neben mir in der selben Geschwindigkeit gehen muss. Um sich abzulenken, würde er am liebsten jeden Grashalm von oben nach unten abschnüffeln. Das alles macht uns langsam und kostet ihm viel Energie.
Wir bewältigen die gut 30 Kilometer am Ende doch recht schnell und sind bereits vor drei Uhr beim Agriturismo, das ich gestern gebucht habe. Pedro will die beiden letzten Kilometer nicht mehr. Er legt sich permanent hin und lässt sich nicht mehr motivieren, weshalb ich ihn immer wieder hochziehen muss. Völlig fertig lässt er sich schon im Empfangsbereich einfach fallen. Er schleppt sich ins Zimmer und legt sich aufs Bett und schläft an mich gekuschelt sofort tief und fest ein.
Mich hat die Strecke auch angestrengt, weil meine Konzentration bzgl. Pedro stark gefordert war. Aber auch da s heute wieder richtig heiß war. Wir hatten heute hochsommerliche Temperaturen und häufig keinen Schatten bei einer hohen Luftfeuchtigkeit.
Unser Ziel ist Amaroni, ein kleiner Ort am nördlichen Ausläufer des Aspromonte. Das vor uns liegende tiefe und nicht gerade breite Tal trennen den Aspromonte vom Sila Gebirge. Wir übernachten heute auf einem Bauernhof, und können in der Ferne bereits die ersten Höhen des Sila sehen.
Olivenhain und das Sila Gebirge im Hintergrund
Die Bauern des Agriturismo haben sich auf den Anbau von Olivenbäumen fokussiert und eine eigene Produktion mit allen Prozessen wie Reinigung, Ölmühle, Extraktion, Homogenisierung und Abfüllung aufgebaut. Obwohl die Olivenernte gerade begonnen hat, darf ich einen Blick in die Produktion werfen: ein moderner Handwerksbetrieb mit traditionellen und modernen Maschinen. Ob ich alles richtig verstanden habe? Die Italienischen Erklärungen des Bauern kaum; die Maschinen und Anlagen sprechen schon eher meine Sprache. Zum Bau einer Olivenölfabrik reicht es trotzdem nicht.
Die Netze sind ausgelegt, mit der Ernte kann begonnen werden
Erfolgreich: die Oliven sind im Netz
Für politisch philosophische Gedanken war ich heute zu abgelenkt. Mein Gehirn wollte nicht in Schwung kommen. Zum Abschluss noch eine Anmerkungen: wie man auf dem Foto erkennen kann, behandeln wir Menschen die Natur nicht mit viel Respekt. Trotz besseren Wissens entsorgen Viele ihren Müll an jedem denkbaren Ort. Die Natur nicht dumm, holt sich alles zurück – auch einen Opel Kadett und einen Simca.
Jede Art von Müll wird in der Natur entsorgt, hier: 2 Autowracks aus den 70/80er
Ich komme gerade vom Abendessen, das ich hier auf dem Hof reserviert bekommen habe. Sensationell! Ich habe natürlich frisches Weißbrot mit Olivenöl gegessen – wow, was für ein Geschmack. Die Pasta: Steinpilze mit etwas Speck und Petersilie, die Soße aus der Flüssigkeit der Pilze ergänzt mit Pastawasser; himmlisch. Danach noch ein Kotelett von ausnehmender Qualität. Auf den Nachtisch verzichte ich und trinke noch einen Espresso. Vom Rotwein bin nun schon richtig beduselt. Das beste Abendessen bisher in Kalabrien. Ich werde bestens schlafen.