Tag 13: 26.10.2023 —> Kalabrien, ich muss raus aus der Stadt

Ich habe uns für heute nur einen kurzen Weg ausgesucht, um Pedro eine Pause zu gönnen. Für den frühen Vormittag ist Regen angesagt, so dass ich den Wecker auf acht Uhr stelle. Ich mache mich in aller Ruhe fertig. Ich fülle vier Tagesportionen  Hundefutter in je einen Kotbeutel ab; zum einfacheren Handling aber auch, um das stark riechende Zeug geruchsfest verschließen zu können. Andernfalls stinkt alles im Rucksack einschließlich der Kleidung nach Hundefutter. So beschäftige ich mich, bis es aufhört zu regnen. Um zehn ist es soweit, wir brechen auf.

Pedro ist nicht begeistert, durch die Stadt angeleint zu laufen. Obwohl wir zunächst hoch zur Burg über Treppen und Fußwege gehen, und nicht durch Autoverkehr gehen müssen. Die Burg ist noch nicht einmal aus der Straßenperspektive ein Fotomotiv. Wenn sie nicht bald restauriert wird, zerfällt sie zu einer Ruine, vielleicht ist sie das bereits und man versucht den Anschein zu erwecken, es handele sich um ein intaktes Gebäude. Kaum sind wir oben, fängt es an zu nieseln, während im Tal die Sonne scheint. So bildet sich ein gut sichtbarer Regenbogen.

So schön der Regenbogen auch ist, mir wäre trockenes Wetter lieber

Jetzt müssen wir runter vom Berg raus aus der Altstadt in den neuen und modernen Teil Consenzas. Die Stadt zieht sich weit entlang des Tals. Einen großen Teil müssen wir durchwandern, bis wir endlich nach Westen in die Berge abbiegen können.

Obwohl Consenza eine sehr schöne moderne und üppig angelegte Fußgängerzone hat, will Pedro einfach nicht mit. Er verweigert sich; es scheint, alles macht ihm Angst und ich fühle mich absolut hilflos. Ich versuche ihn zu motivieren, ich schimpfe ihn. Nichts hilft. Am Ende ziehe ich ihn mehr hinter mir her, als dass er läuft. Das verbessert sich, als wir in ruhigere Vorstadtbereiche kommen und ändert sich erst wirklich, als wir die Stadt hinter uns haben. Wie hatte ich mich auf Consenza und das Treiben der Stadt gefreut. Nun kann ich es gar nicht erwarten, aus der Stadt wieder raus zu kommen. Mir tut Pedro unendlich leid aber ich kann ihn ja nicht aus Consenza heraus beamen. Er muss da leider durch.

Consenza ein Stadt am Fluus, eingekesselt zwischen zwei Gebirgszügen

Am Rande der Fußgängerzone kehre ich zum Frühstücken in eine Bar ein. Wir setzen uns draußen unter ein Vordach. Kaum habe ich meinen Cappuccino, fängt es heftig an zu regnen, obwohl der Regen nach dem Wetterforecast um zehn hätte durch sein sollen. Also bleiben wir sitzen bis die Sonne wieder durch die Wolken durchlukt. Wir sind noch nicht bis zur Mitte der Fußgängerzone gekommen, als der Regen als Wolkenbruch zurück kommt. Ich fliehe in einen Schnellimbiss. Pedro ist nass und hinterlässt eine Wasserpfütze und ich fühle mich durchnässt trotz Regenjacke. Als der Starkregen zum Niesel wird, brechen wir zu Pedros Unmut wieder auf.

Consenza, eine moderne Stadt nicht nur wegen der Brücke, die so gar nicht zum restlichen Stadtbild passen will 

Nachdem wir Consenza hinter uns gelassen haben, fühlt sich Pedro trotz des schlechten Wetters deutlich besser und wir kommen nun endlich gut voran. Um kurz nach drei erreichen wir unser B&B in den Bergen in einem Haus, das sich seit mehr als 400 Jahren im Familienbesitz befindet. Äußerlich unscheinbar innen um so schöner. Das Haus ist liebevoll renoviert und eingerichtet. Sogar einen beheizten Pool gibt es im Garten, den mir der Besitzer stolz präsentiert. Bei dem Wetter reizt mich das Schwimmbad nicht. Neben den Zimmern gibt es einen mehrräumigen Aufenthaltsbereich mit einer Küche, zu der auch eine Espressomaschine zum Self Service gehört. Dort setze ich mich nach dem Duschen hin und lasse es mir gut gehen.

Pedro hat keine Lust, sich zu mir zu gesellen. Er liegt wie erschlagen auf dem Bett. Ich bin mir nicht sicher, ob er erschöpft oder beleidigt ist, weil ich ihn durch Consenza geschleppt habe. Ich muss das Morgen beobachten und mir ein Bild machen, ob Pedro den Weg weiter gehen kann oder wir zum Meer runter und mit dem Zug zurück nach Reggio Calabria fahren müssen. Sicher ist, Consenza hat Pedro nicht gefallen.

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