Geschlafen habe ich im Excelsior. Halbpension inklusive. Das Abendessen war reichhaltig aber für Italien unüblich mit wenig Liebe zubereitet. Das Frühstück bestand aus einem Brioche gefüllt mit Marmelade. Klar ist, das muss bis heute Abend reichen. Denn bis zu meinem Ziel – Zervo einem kleinen Dorf im Wald – werde ich keine Möglichkeit haben, etwas zu Essen und Trinken zu kaufen.
Wie gestern auch sind wieder Jagdgesellschaften im Wald bewaffnet mit Gewehren unterwegs. Immer wieder höre ich Schüsse. Wild sehe ich nicht außer während wir eine Pause machen, Pedro unvermittelt aufspringt und bellend hinter einem kapitalen Hirsch her rennt. Erst als ich richtig wach bin und genau hinschaue sehe ich, es handelt sich um einen extrem großen Stier mit sehr imposanten Hörnern. Gott sei Dank gibt Pedro die Jagd schnell wieder auf und wir trollen uns, bevor der Stier uns glaubt, angreifen zu müssen.
Die Jagdgesellschaften sind mittags verschwunden und werden ersetzt werden durch Pilzesammler: Porcini (Steinplize) werden von Familien, die überall im Wald ausschwärmen, gesucht.
Noch rennt Pedro voller Energie mit großer Lust durch den Wald
In den ausgiebigen Waldgebieten mit vielen kleinen Wasserläufen, die Pedro genießt und wir somit hinreichend Wasser haben, treffen wir nur dann auf Pilzesucher, wenn wir in die Nähe einer Straße oder eines befahrbaren Forstweg kommen. Mit ihren Kleinwagen dringen die Pilzesucher tief in den Wald.
Pedro in seinem Element: trinken und baden
Als wir unser Ziel erreichen muss ich feststellen, dass Zervo ein verfallenes Dorf voll mit Ruinen ist. Das Hotel selbst ist auch eine Ruine, das Restaurant ebenso. Man, d.h. zwei abgerissene Kalabrier, die mir erklären, nach dem ich Ihnen mitgeteilt habe „io non parlo Italiano“, dass sie eh nur Kalabrese sprechen, ist dennoch willens, mir in dem bereits teilweise zusammengebrochenen Hotel ein Zimmer zuzuweisen, was ich umgehend und dankend ablehne.
Esel und auch andere Haustiere laufen mitten im Dorf frei herum
Im Dorf laufen Tiere frei herum und laben sich an der Wasserstelle, an der wir unsere Wasservorräte auffüllen. Pedro ist ganz irritiert von den großen freundlichen Tieren und weiß nicht so recht, wie er sich verhalten soll. Er knurrt ein Pferd an, als dieses unter Einsatz seiner Größe versucht mich wegzudrängen.
das Pferd war erfolgreich und hat uns verdrängt von der Wasserstelle
Da wir das Angebot, in diesem heruntergekommenen Ort in einer Ruine zu übernachten, abgelehnt haben, ist nun klar, wir werden zelten. Auch wenn ich müde bin, ist mein neues Ziel, soweit wie möglich noch bei Tageslicht, es wird mittlerweile um 18:00 Uhr dunkel, zu kommen. Denn die nächste Übernachtungsmöglichkeit ist von Zervo 37 Kilometer entfernt. Für uns noch eine sehr große Herausforderung.
Also starten wir so richtig durch. Nach gut 5 Kilometern und weniger einer Stunde, als es schon beginnt dämmrig zu werden, kommen wir auf einer Anhöhe zu einem Heldenfriedhof. Genau der richtige Ort zum Zelten: der Grund ist absolut eben – eben perfekt. Einen Altar gibt es auch. Auf diesem bereite ich mir bereits im Dunklen mit Stirnlampe mein Abendessen zu – eine Chinesische Tütensuppe, Trockengewicht 70 gr. und 450 Kilokalorien.
Nach dem Abendessen versuche ich noch etwas zu lesen. Mir fallen aber die Augen zu, so dass ich bereits kurz nach acht mich schlafen lege. Pedro schläft mit mir im Zelt und schiebt mich geschickt nach und nach von der Luftmatratze. Immer wieder muss ich wenigsten für meinen Oberkörper mir einen Teil der Matratze zurück erobern.
Der Wind pfeift auf der Anhöhe, so dass ich mich mit zwei Lagen Kleidung in meinen Schlafsack kuschele. Pedro kommt zeitweise mit in den Schlafsack: ihm ist wohl auch kalt. Mir ist es recht, da er mich so schön wärmt.