Tag 8: 11.05.22

 

Um einen Wandertag einzusparen, hatte ich mir gestern eine Strecke von etwas mehr als 40 Kilometern geplant. Schon beim Aufstehen weiß ich, das ist viel zu optimistisch nach den langen Strecken der letzten beide Tage. Aber vielleicht läuft es nach dem Frühstück besser als erwartet.

So starte ich, im Glauben an der Promenade, wo ich gestern zu Abend gegessen habe, wird eins der Restaurants auch Frühstück anbieten: Pustekuchen. Also weiter in etwa 5 km kommt ein Ort. Dieser ist nur eine Schlafstelle: null Infrastruktur. Na gut, dann halt ohne Frühstück in den nächsten Ort. Hier gibt es zwar einen Supermarkt aber keine Bar oder ähnliches.

Jetzt werde ich aber grantig. Verärgert denke ich mir, dann mach ich halt nur 20 km – das habt ihr nun davon. Wer eigentlich. Nun das hab‘ ich davon. Grummel, grummel, …

Oh, dahinten ist eine Strandbar und ein Auto steht auch davor. Als ich ankomme, sehe ich niemand. Dann kommt doch ein Mann heraus und fragt, was ich hier mache. Als ich nach einem Frühstück frage, grinst er breit: hier machen alle erst Ende Mai auf und er bereitet seine Bar dafür vor. Er hat überhaupt nichts da, er könne noch nicht mal einen Kaffee bereiten.

Aber der nächste Ort habe einige Bars und Restaurants. Nur das sind noch 10 km. Hilft also nichts. Dann geht es eben mit flauem Gefühl im Bauch weiter. Ich denke mir, das ist doch gar nicht so schlecht, da verbrennen die Fettpölsterchen am besten.

Zu meinem Unglück muss ich durch ein stehendes, ungesund grünes Wasser mit sehr schlammigen Untergrund waten. In dem Matsch bleibt mein linker Schuh fast stecken. Mir spritzt der Schlamm am linken Bein hoch und meine Schuhe sind jetzt ganz grün. Schlimmer als die neue Farbe der Schuhe. Ich stinke nach Kloake: ekelig.

Ich entschädige mich mit dem Blick auf das Olymp-Massiv im Süd-Westen und auf die Ägäis im Osten.


Auf dem Weg wird eine Ausgrabung einer antiken Stätte beworben. Ich mache einen kleinen Umweg mit großen Erwartungen. Wenn ich schon heute nicht weit kommen werde, mache ich halt in Kultur. Die Ausgrabung ist einen Entäuschung. Es gibt eine sehr kleine Zahl an nichtssagenden Mauern und ein paar Säulenresten. Wie man daraus ableiten, kann wie das mal aussah und was es einmal war, erklärt sich mir nicht.

Nach 15 km, immer noch unterversorgt, lege ich mich mitten auf dem Weg in den Schatten und schlafe etwas mit Schuhen aus. Das ist sehr erholsam. Mit deutlich besserer Stimmung ziehe ich weiter. Nach gut 20 km komme ich in den Ort, den der Barmann mir empfohlen hatte. Tatsächlich gibt es hier eine Auswahl an offenen Tavernen. Ich suche nicht lange und falle auf den ersten Stuhl, den ich finde. Es gibt zwar nur ein in Käse gebackenen Teig. Das ist mir völlig egal. Keinen Meter gehe ich weiter. Ich ziehe nicht nur den Rucksack ab auch die Schuhe stelle ich weit weg auf die Straße, da ich fürchte, dass mich der Wirt wegschickt bei dem Gestank, der mich umgibt.

So nun habe ich die Muse und mache mir nun Gedanken, wo es heute letztlich hingeht. Ich entscheide mich für ein einfaches Hotel in einem Strandbad: Olymbiaki Akti. Das sind zwar noch gut 10 km, etwas Ehrgeiz hat mich halt doch noch gepackt.

Der nächste Ort – auch am Strand gelegen – mit vielen Hotels und tatsächlich so etwas wie Strandatmosphäre, komme ich doch tatsächlich an einem Lidl vorbei: sieht richtig gut aus.

So jetzt sind es nur noch knapp 5 km und diese gehen entlang einer Promenade mit herrlich breitem Strand, auf dem nur hier und jemand zu sehen ist. Der Sand scheint zur Vorbereitung auf die beginnende Saison hergerichtet worden zu sein. Vor einem Strandhotel hat doch tatsächlich bereits jemand Sonnenschirme aufgestellt. Wird das so schlimm wie an Italienischen Stränden? Ich fürchte ja.

Dann bin ich da und fühle mich gar nicht so schlecht: hätte doch noch den einen oder anderen Kilometer wandern können. Jetzt muss ich schnell meine Wäsche waschen und vor allem meine Schuhe, die wirklich erbärmlich riechen, damit sie in der Abendsonne noch Gelegenheit haben zu trocknen.

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