Tag 4: 07.05.22

 

Im Hotel bekomme ich ein karges Frühstück. Ich weiß gleich, unterwegs muss ich etwas essen, ich werde nicht bis zum Abendessen durchhalten. Ich hoffe, dass im etwa 17 km entfernten Pyrgoi eine Bar geöffnet hat, da ich dort auch noch Wasser kaufen muss. Ich will mir das Gewicht für zwei Tage Wasser so spät als möglich in den Rucksack packen.

Bis Pyrgoi wandere ich durch eine fruchtbare Ebene und der einzige „richtige“ Ort heute. Danach geht es in die Berge. Wie ich schon die beiden letzten Tage erfahren musste. Gibt es kaum bzw. eigentlich gar keine Restaurants. Bars gibt es in den größeren Dörfern aber es sind nicht alle offen oder überhaupt existent, die in Google Maps verzeichnet sind. Pyrgoi scheint eine Größe zu haben, bei der ich zuversichtlich bin, dass es eine geöffnete Bar gibt. Andernfalls hätte ich doch Bedenken hinsichtlich meines Wasservorrats.

Bis Pyrgoi geht es durch endlose Aprikosenplantagen, die mit Wein und anderen Obstbäumen durchsetzt sind. Die landwirtschaftlich genutzten Fahrwege sind zu meiner Überraschung alle asphaltiert: das war bis her nicht der Fall. Selbst Straßen durch die Berge sind zumeist nicht befestigt.

Während ich über die Wege marschiere fängt meiner rechter Fuß, unter dem Gewicht meines Rucksacks an zu schmerzen. Da ich die Muse habe, beschäftige ich mich damit, auszuprobieren, ob ich durch Änderung meines Ganges, den Schmerz zu beeinflussen. Dabei stelle ich fest, dass mein linker Fuß sich bei meinem gewohnten Gang am besten anfühlt: Fuß mit der Ferse kräftig aufsetzen, abrollen, Bein schwingt durch die Vorwärtsbewegung nach vorne. Mein rechter Fuß findet es besser, wenn ich das Bein aktiv nach vorne bewege. Dadurch setzt der Fuß deutlich flach auf, was mein rechter Fuß goutiert. Das übe ich nun. Dabei fällt mir auf, dass ich die ganze Zeit auf der linken Straßenseite laufe. Schließlich will ich dem Verkehr ins Auge schauen. Richtigerweise fallen Straßen immer nach außen ab. Das bedeutet, mein linker Fuß ist leicht nach außen und mein rechter Fuß nach innen gekippt. Hat das einen Einfluß auf das Wohlbefinden meiner Füße? Das muss ich natürlich sofort testen. Von jetzt an laufe ich auf der rechten Straßenseite und tatsächlich findet das mein linker Fuß nicht toll, dafür ist mein rechter Fuß deutlich glücklicher. Auf nicht befestigten Straßen ist der Effekt, stelle ich später fest, noch größer, da dort meist sich durch die Räder Fahrspuren gebildet haben und die Fußneigung eher so gar stärker ist. Was meinen Füßen am liebsten ist, wenn sie ständig wechselnd belastet werden bzw. sie  durch den Untergrund regelrecht beschäftigt werden. Wusste ich eigentlich schon immer, habe ich mir bis heute nicht bewußt gemacht und schon gar nicht durch Eigenversuch getestet.

In Pyrgoi gibt es mehrere offene Bars, so bekomme ich hinreichend Wasser. Zu Essen gibt es Toast – scheint eine Art Nationalgericht zu sein – und danach trinke ich – Entschuldigung an alle Griechen – einen Türkischen Kaffee, der hier natürlich Griechischer Kaffee heißt.

So gestärkt geht es jetzt in die Berge. Ich wandere weitere 12 km in Summe 29 km und mache in etwa 700 Höhenmeter. Damit habe ich die Hälfte des Weges bis zum morgigen Ziel Naousa geschafft. Auf etwa 1.100 Metern Höhe suche ich mir auf einer Kuppe zwischen großen Steinen einen Platz zum Zelten. Auf den Steinen kann ich gut sitzen und auf der Höhe habe ich sowohl heute Abend als auch gleich Morgen Sonne.

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