Tag 19: 22.05.22

Fast 20 km an einer schnurgeraden Straße entlang zu laufen in Richtung Süden die Sonne ständig voll im Gesicht, macht keinen Spaß: pure Langeweile. Die Zeit will einfach nicht vergehen. Um mir den Fortschritt gewahr zu machen, schaue ich ständig auf die Uhr: wie viel Zeit ist vergangen, wie viele Kilometer bin ich gelaufen. Mein Eindruck, das steigert die Langeweile. Ich schaue immer öfter auf die Uhr, was den Eindruck vermittelt, ich komme immer langsamer vorwärts.

Nach ca. 20 km dann endlich biege ich ab nach Westen in den Gebirgszug, der mir den Weg nach Süden versperrt. Auf sich windenden Wegen geht es bergauf mal nach Westen, mal nach Süden, viel mehr nach Süden.

Obwohl als nicht mehr existent in Google Maps gekennzeichnet komme ich in einem kleinen Dörfchen auf einer Anhöhe liegend an einer Bar vorbei. Kaffee, Wasser, Limo. Ich fülle meinen Körper mit Flüssigkeit auf. Wie immer sitzen ältere Männer auf der Terrasse der Bar. Einer spricht Englisch – ausnahmsweise niemand Deutsch. Die Männer trinken Bier und Ouzo. Das bei der Hitze.

Ich darf meine Getränke nicht bezahlen. Ich tue den Männern leid, obwohl ich versichere, dass ich aus Vergnügen laufe – ob das stimmt, weiß ich allerdings bei dem Wetter und den Straßenerfahrungen vom Vormittag nicht – was man mir eben auch nicht abnimmt.

Noch 9 km und 500 Höhenmeter. Das kann nicht mehr so schlimm sein. Als ich das Dorf hinter mir lasse, sehe ich hoch oben in den Bergen einen Ort. Richtung passt: da muss ich heute hin. Dort oben ist das Apartment, das ich gemietet habe.

Wenn ich mir das anschaue, ist mir auch klar, warum es in diesem Bergdorf nichts aber auch rein gar nichts gibt und ich deshalb getrocknete Chinesische Nudeln mit Pekingenten Geschmack in meinem Rucksack mitschleppen muss. Die werden mein Abendessen. Fürs Frühstück habe ich eingeschweißte Wurst in Kaditsa gestern gekauft. Alles in allem 220 Gramm. Ich hoffe, davon werde ich hinreichend satt.

Der Weg wird steiler und steiler, oben angekommen ist nichts mehr trocken an mir. Ich muss noch eine viertel Stunde in meinen Klamotten ausharren und sonnengewärmtes Wasser trinken, bis der Besitzer, der in Athen lebt, jemanden mit den Schlüsseln schickt.

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