Tag 14: 17.05.22

Um 6:30 Uhr klingelt der Wecker. Ich koche mir im Wasserkocher drei Eier, die ich gestern im Supermarkt gekauft habe. Obwohl ich die Eier in den Wasserkocher hineinfallen lassen und nach sechs Minuten ins Waschbecken auskippen muss. Bleiben sie heile. Die Eier sind schon mal eine gute Basis für heute. Ich werde durch drei Dörfer kommen, die nach meinen Apps über keine Infrastruktur verfügen. Das bedeutet, ich werde nichts zu essen bekommen, was nicht in meinem Rucksack ist. Ich habe noch ein kleines Stück Wurst aus Düsseldorf übrig, nicht wissend, ob sie noch gut ist, Müsli aus Florina, etwas Gebäck und drei Bananen, in Verdikousa erworben. Ein Zimmer werde ich heute Nacht nicht finden, es sei denn ich schaffe heute mehr als 50 km, was völlig unrealistisch ist.

In Verdikousa gehe ich in die Bar, in der ich gestern Abend gegessen habe. Als ich bezahlt habe, hat sich der Wirt zu mir an den Tisch gesetzt und wir haben uns noch etwas unterhalten. Er ist in Larissa bei einer Spezialeinheit der dortigen Feuerwehr. Diese Spezialeinheit ist so etwas wie ein Bergrettungsdienst. Sein Einsatzgebiet sind die umliegenden Bergwelten einschließlich Olymp. Abschließend lädt er mich für Morgenfrüh auf einen Kaffee ein. Sein Mutter öffne die Bar so gegen sieben Uhr. Er werde ihr Bescheid sagen, dass ich komme. Das nehme ich natürlich wahr. So habe ich nicht nur etwas gegessen sonder habe noch einen warmen Kaffee im Magen.

Verdikousa liegt am Berg, ganz oben ist die Kirche. An der ziehe ich vorbei, da schon die Zaunanlage geschlossen ist. Danach geht es erst wieder runter vom Berg, um anschließend auf Forstwegen wieder auf 1.100 Höhenmeter anzusteigen. Ich wandere mehr als drei Stunden durch den Wald, wo mich Fliegen umschwirren und meine Freude am Wandern versuchen zu schmäleren.

Zurück auf der Straße, die kaum befahren ist. Auf etwa zwanzig Kilometern treffe ich nicht einmal zehn Fahrzeuge. Das erste das mich einholt bleibt stehen. Es sind drei junge Männer, zwei von ihnen leben in Deutschland und sprechen muttersprachlich Deutsch. Nach einigen Minuten fahren sie weiter. Kurz darauf komme ich an einem Stausee vorbei. Die Jungs machen dort halt. Von weitem rufen sie, ich könne mit ihnen zu Mittagessen. Das will ich nicht, da ich bisher keinen Hunger verspüre.

Als ich durch das nächste Dorf komme und mir ein Dorfbewohner, der Rasen mäht, den Weg erklärt – ist ihm ein Bedürfnis – kommen die Drei schon wieder vorbei gefahren, um mir ihre Reste ihres Essens anzubieten. Jetzt finde ich das schon aufdringlich und lehne erneut dankend ab.

Im nächsten Ort gibt es eine offene Bar, in der ich Kaffee und Limo trinke. Zu Essen gibt es, wie zu erwarten, nichts. Nach dreißig Kilometern fange ich so langsam an einen Zeltplatz zu suchen. Erst kommt wieder ein Dorf, wo ich zunächst von zwei Hühnerfarmern auf ein Glaswasser eingeladen werde. Anschließend treffe ich auf ein älteres Ehepaar, die fast zwanzig Jahre ein Griechisches Restaurant in Paderborn betrieben haben und jetzt in dem Ort eine Taverna haben, die sie aber augenscheinlich nur bei Bedarf öffnen. Hier bekomme ich noch eine Limo und Wasser.

So versorgt, muss ich aber tatsächlich schauen, dass ich ein Platz für meine Nacht finde. Am Himmel brauen sich dunkle Wolken zusammen, die das Potenzial auf Regen haben. Ich möchte das Zelt nicht im Regen auf nassem Untergrund aufbauen. Das möchte ich schon lieber im Trockenen machen.

Mit dem Platz für mein Zelt ist das gar nicht so einfach, da die Straße durch eine Schlucht führt. Hier ist nichts eben. So laufe ich weitere fünf Kilometer, bis ich etwas passendes finde. Kaum habe ich das Zelt aufgebaut und meinen Schlafplatz eingerichtet, kommt ein Schäfer vorbei, der mir bedeutet, dass er gleich mit seiner Herde vorbeikommen wird. Ich höre schon von Anfang an Kuhglocken, bin aber nicht davon ausgegangen, dass man auch Kühe von Wiese zu Wiese treibt. Kurze Zeit später kommt die Herde und bringt leider Fliegen mit, die die Tiere nicht komplett mitnehmen. So sausen, wie schon am Morgen, Scharen von Fliegen um mich herum. Selbst Autan beeindruckt diese nervenden Insekten nicht.

Da ich heute am Ende mehr als 35 Kilometer gewandert bin, sind es Morgen nach Kalambaka nur noch gut 20 Kilometer. Dort buche ich in einem hübschen Hotel ein Zimmer mit Blick auf Meteora für zwei Nächte. So habe ich etwas Zeit, mir Meteora anzuschauen und durch die dortigen Berge und Schluchten zu wandern sowie mich etwas zu erholen für die nächste Etappe bis nach Delphi.

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