Tag 11: 14.05.22

 

Heureka – was für ein Tag!

 Ein Blick zurück auf die Hütte

Nach einer kalten, unruhigen Nacht – Shared Bedrooms und ich, wir werden keine Freunde mehr werden – und einem sehr einfachen Frühstück auf der Hütte, interviewe ich die Hüttenwirtin noch einmal, wie sie die Situation einschätzt. Heute Morgen ist sie deutlich zugänglicher. Sie hält eine Überquerung des Olymp Massivs für möglich aber schwierig. Sie zeigt mir auf der Karte, wo ich im Notfall eine Schutzhütte finde, und bleust mir ein, dass das Wetter schlecht wird. Ich muss mich auf Nebel einstellen und brauche deshalb unbedingt ein GPS und ich soll spätestens um 15:00 Uhr runter vom Berg sein, da zu dieser Uhrzeit heftige Gewitter angekündigt sein.

So mache ich mich auf den Weg: ab der Hütte geht es steil bergan, zunächst überhole ich ein Pärchen, das mir aufgefallen ist, da die beiden voll equipt sind für eine solche Bergtour. Dieses muss natürlich auch genutzt werden: Sie legen bereits ihre Spikes an. Nach einer weiteren halben Stunde schließe ich auf eine 6er Gruppe Polnischer Männer auf, die gestern Abend erzählt haben, dass sie alle 4 Gipfel erklimmen wollen. Ich wünsche ihnen noch viel Spaß und ziehe davon. Kurz darauf trennen sich die Wege. Es scheint bisher niemand in dieser Saison eine Überquerung angegangen zu sein, denn es gibt keine Spuren im Schnee und ich muss mir selbst einen Weg und eine Spur suchen. Der Schnee ist zum Teil sehr tief. Schnell wird mir klar, folge ich dem Weg gemäß meines GPS dann wird mich der Schnee in Kürze fertig gemacht haben. Ich muss mir eine Alternative überlegen. Ich schaue mir den Schnee genau an, wo er gefroren ist, wo sich in Senken der Schnee gesammelt hat etc. Ich beschließe dann einen etwas abgelegeneren Gipfel etwa zu drei viertel zu erklimmen, da es dort immer wieder Geröllfelder gibt. So kann ich einen großen Teil eines etwa drei Kilometerlangen Schneefelds, das sehr tief wirkt, weitgehend umgehen. Etwa hundert Meter muss ich Spuren. Als ich auf dem Kamm ankomme bin ich völlig fertig. Ausruhen kommt aber aufgrund der Wetterlage nicht in Frage. Ich laufe, wie vorhergesagt, oft durch dichten Nebel und dann wird die Gewittervorhersage auch nicht falsch sein.

 Der Weg über das Olymp-Massiv ist kein Zuckerschlecken

 Bis auf über 2.700 Meter muss ich hoch – so angestrengt sehe ich dann aus

Während ich mich durch den Schnee kämpfe und immer wieder auf dem Geröll ausrutsche, geht mir durch den Kopf, dass sich Zeus und Athene nicht gerade einen wirtlichen Ort ausgesucht haben. Ab der Baumgrenze feinstes Geröll und natürlich Schnee, der teils den ganzen Sommer über liegen bleibt. kein Wunder, dass sich die Götter immer wieder in schöneren Gegenden mit Sterblichen vergnügt haben, um all die Halbgötter zu zeugen. Auch wenn ich keinen der Götter gesehen habe, scheinen sie nicht gerne gestört zu werden. Denn es gibt weder auf der einen noch auf der anderen Seite ein Datensignal. Aber so ganz zur Ruhe kommen sie bestimmt nicht, denn es gibt doch eine Reihe Bergsteiger, die die Gipfel erklimmen, was in der Antike wohl nicht der Fall war. Wie gesagt Götter habe ich nicht gesehen aber sie waren am Ende doch sehr wohlwollend mit mir.

Nach drei Stunden Aufstieg bin ich oben auf dem Kamm, den ich überschreiten muss. Auf der Westseite hat es noch mehr Schnee als auf der Ostseite des Massivs. Ich gleite auf meinen Schuhen den Berg hinunter. Das geht prima; hier ist der Schnee meist an der Oberfläche fest gefroren. Ich breche zwar gelegentlich ein, das tut der Freude an der „Abfahrt“ keinen Abbruch.

Kurz unterhalb der Schneegrenze – zumindest ab dem Bereich in dem das Geröll überhand nimmt, komme ich an der Schutzhütte vorbei. Eine Gruppe Jugendlicher Griechen, die das Wochenende in den Bergen verbringen wollen, haben ordentlich Spaß. Sie laden mich ein mit ihnen zu trinken. Das lehne ich dankend ab. Sie wollen hoch auf eine der geschlossenen Hütten. Sie haben Zugang dazu. Allerdings bezweifele ich, dass sie in dem Zustand und bei dem Weg, der noch vor ihnen liegt, in der Hütte ankommen werden. Ich vermute, das Wochenende wird in der Schutzhütte verbracht.

Jetzt geht es steil an einem Lift nach unten. Späte stoße ich auf eine Straße. Es gibt keine Alternative. Fast 20 km muss ich eine Passstraße nach unten. gelegentlich Kürze ich über Almwiesen ab. Die sehe so aus wie in den Alpen auch. müde liegen Kühe auf der Weide und auch immer wieder komme ich an freilaufenden Esel und Pferden vorbei.

Ein Hotel ist heute eigentlich ein Muss. Auf Booking.com finde ich in annehmbarerem Umkreis nichts. Google Maps zeigt ein einzelnes Hotel in einem kleinen Dorf an. Bisher habe ich mich auf die Google Maps Eintragungen in Griechenland nicht verlassen können. Heute baue ich sehr darauf, dass dieses Hotel tatsächlich existiert. Als ich es nach 27 km erreiche, sieht das Hotel zwar bewohnt aus, ist ist nur niemand da. Ich laufe trotzdem auf das Gelände, vielleicht sitzt jemand im Schatten und genießt den Samstag Nachmittag. Aber tatsächlich hier ist niemand, die Türen hängen schief in den Angeln, Plastikfolie schützt einen Restaurantbereich. Ich mache mich auf eine Nacht im Zelt bereit. Ich suche das Restaurant, das in Google Maps eingetragen ist. Das existiert nicht. Ich gehe die Hauptstraße weiter. Ich komme an einem Haus mit einer Kühltruhe und zwei Frauen, die sich an einem windschiefen Tisch sitzend unterhalten vorbei. Die Kühltruhe lässt mich fragen, ob ich Wasser kaufen kann, denn das brauche ich dringend, wenn ich im Zelt schlafen muss. Eigentlich auch Strom und Essen. Ich frage, ob ich eine Chance auf ein Restaurant habe. Das wird bejaht. Drei Kilometer außerhalb des Ortes. Da bin ich tatsächlich vorbeigekommen. Das sah für mich eher nach einem Grillplatz aus. Ich frage, nach dem Hotel und warum das geschlossen ist – btw. die Unterläuft auf Griechisch Deutsch: d. h. DeepL als Übersetzer – ich bekomme die Empfehlung um 18:00 Uhr es noch einmal zu versuchen. Dann sei der Besitzer sicher da. Ich mache mich schon mal auf den Weg. Das Wasser und die Fantas, die ich gekauft habe, kann ich im Garten des Hotels schon mal trinken. Als ich wieder zurück bin, sehe ich einen alten Mann mit Gartenpflege beschäftigt. Ich versuche ihn anzusprechen, er ist allerdings schwer hörig. So muss ich schon antippen damit er mich wahrnimmt. Er macht klar wir sollen uns auf die Mauer setzen und dann versucht er mit meinem Handy, das ihn völlig überfordert einen Anruf zu tätigen. Das bekommt Slapstick Charakter, da er immer und immer wieder die selbe Nummer anruft, aber die Ansage lautet, „die Nummer ist nicht vergeben“. Das kann er natürlich nicht verstehen. Ich muss ihm das Handy regelrecht entreißen, um ihm mit DeepL mitzuteilen, was die Dame sagt. Denn versucht immer wieder auch mit ihr zu sprechen. Letztlich funktioniert es, als ich die Landesvorwahl eingeben darf. Fünf Minuten später kommt der Besitzer, der behauptet er spreche Deutsch, d er Tübingen, Stuttgart und Wuppertal gearbeitet habe. Deutsch ist das jedenfalls nicht. Anyway ich bekomme  ein Zimmer. Sehr einfach aber mit warmen Wasser, so dass ich Wäsche waschen kann, was nach der letzten Nacht, in der ich alles was ich mit habe, anhatte, unbedingt notwendig ist und Strom gibt es auch, so dass ich alle Geräte und Powerbanks wieder laden kann. Wifi gibt es auch. Das ist die nächste Herausforderung: wie schreibt man das Passwort in lateinischen Buchstaben. Ist belanglos, das Wifi ist genauso langsam wie die Handy Verbindung und damit ist an Bilder hochladen garnicht zu denken. Die Götter wollen wohl nicht, dass im umliegenden Land sich die Menschen ablenken lassen von den modernen Medien.

 Das Hotel von der Straße

 Der Innenhof des Hotels

Der Wirt bietet auch Abendessen ab 20:00 Uhr an. Sensationell!

So und Morgen gibt es tatsächlich mal einen ganz einfachen Wandertag, der mich näher an Kalabaka (Meteora Klöster) bringt. Aber so weit will ich noch gar nicht denken.

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