Tag 16: 23.06.19

Brindisi —> Masseria Solicara-Gelsi

Als ich heute Morgen aufstehe kann ich es kaum glauben, es hat heute Nacht geregnet. Zumindest sind die Straßen naß und es sind dunkle Wolken am Himmel, die die Sonne aber bald vertreibt. Die Feuchtigkeit verdunstet schnell und erzeugt eine Dampfbad Atmosphäre.

Als ich eine Allee entlang wandere, werde ich zum Massenmörder: scheinbar ist so ein Dampfbad ideal für Mücken. Ich lauf durch Mückenschwärme, die auf meiner verschwitzten Haut und Klamotten kleben bleiben und sofort verenden. Ich bin bald schwarz von diesen Viechern und bekomme die vor allem ganz schlecht von der Haut runter. Sie ist durch Sonnencreme und Schweiß besonders klebrig.

Sobald ich raus bin aus den Ortschaften und runter von den Straßen wird die Natur erschreckend laut. Über all zirpt es, Käfer brummen, Vögel zwitschern, Echsen wuseln durch das Gras und alle möglichen Insekten geben Geräusche von sich – hier zumindest kann von Insektensterben nicht die Rede sein. Es gibt ein Insekt, das scheinbar nicht gut sehen kann, denn ich werde von diesem im Flug immer wieder getroffen und dieses Insekt heult dann regelrecht auf. Es sieht mir wie ein Käfer aus, bin mir aber nicht sicher. Das Geräusch, das es macht, wenn es mich trifft, habe ich vorher noch nie gehört und hat tatsächlich etwas von einem aufheulen und nicht nur von einem veränderten Brummen.

Obwohl ich heute nicht sehr motiviert aufgestanden bin und dachte ich mach mal etwas langsamer und vielleicht nur gut 25 Kilometer kann ich mich weder so richtig entscheiden, wo mein Ziel für ist und damit auch nicht so wirklich für den Weg. In einer Strandbar sitzend muss ich mich am frühen Nachmittag endlich entscheiden, bleibe ich an der Küste, dann ist übernachten kein Problem, oder, was eigentlich besser wäre, möglichst weit in Richtung Lecce pilgere, dann muss ich jetzt eine Übernachtung buchen, denn diese sind rar. Außerdem ist Sonntag und ich weiß nicht, ob die Leute ihre Buchungen lesen und ich Sie Vorort antreffe. Das ist mit den B&Bs immer so eine Sache. Schließlich entscheide ich mich für ein Agroturismo zwischen meiner Strandbar und Lecce.

Der Agroturismo, den ich nach 36 Kilometern erreiche, liegt im absoluten nichts. Um so mehr bin ich überrascht, was sich vor mir auftut, als ich durch das Tor trete. Hinter den hohen Mauern vor den Augen der Vorbeikommenden – fragt sich nur, wer hier vorbei kommt – liegt nicht ein Bauernhof mit Zimmern und Restaurant sondern eine Ferien- und Großveranstaltungsanlage mit Swimmingpool, Gästehaus, einer Reihe von Restaurants, Laubengänge mit Pavillons und und und.

Ich bin der einzige Gast heute. Ängstlich frage ich, ob ich hier auch Abendessen kann, da ich fürchte, dass für einen Gast niemand den Herd anwirft. Das ist aber kein Problem – Personal ist genug da und die müssen, wie mir versichert wird auch versorgt werden. Ich muss nur Vorlieb nehmen, mit dem was heute auf dem Speiseplan steht. Alleine in einem großen Restaurant bekomme ich ein viergängiges Menü serviert.

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