Meine Füße schmerzen heute schon ab der ersten Minute. Der Rucksack ist definitiv zu schwer und muss heute Abend erleichtert werden. Das steht fest! Ich bin mir allerdings nicht so sicher, ob die Füße höhere Schmerzen signalisieren, weil ich seit gestern darüber nachdenke, überflüssige Sachen aus dem Rucksack zu entfernen oder ob die Schmerzen tatsächlich zugenommen haben. Ist auch egal, jetzt wird das Gewicht radikal reduziert.
Schon nach etwa einer Stunde Marsch erreiche ich das Ufer des gemächlich durch die Auen fließenden Ticino, an dem ich bis nach Pavia entlang laufe. Es ist sehr angenehm, am Ufer des Ticino zu wandern. Die Bäume und Büsche, die hier überall wachsen, spenden viel Schatten. Somit ist es nicht so heiss auch ist der Untergrund federnd weich, was für meine Füße angenehmer ist als die asphaltierten Wirtschaftswege und weniger Kraft raubend als die Wiesenwege.
Um halb zehn komme ich an der Bar vorbei, die Giovanna mir gestern so sehr ans Herz gelegt hat. Tatsächlich ist es eine Osteria, die um diese Zeit noch geschlossen hat. Hier wollte ich mein Frühstück einnehmen und weit und breit gibt es keinen Ort, der eine Bar hat. Pause möchte ich auf jeden Fall machen, auch wenn das bedeutet, länger auf ein Panino warten zu müssen. So lege ich mich unter einen Baum in den Schatten direkt am Weg. Kopf auf den Rucksack, Po auf die Schuhe, die ich natürlich ausgezogen habe, Beine lang ausgestreckt über den Weg, und schon schlummere ich ein. Nach einer guten Stunde wache ich auf, weil jemand über mich steigt und schaue in das schmunzelnde Gesicht eines schwarzen Wanderers.
So gestärkt aber ganz schön hungrig erreiche ich Pavia. Zuerst muss ich noch auf der Ponte Vecchio über den Ticino.
So nun schnell in die Innenstadt ich brauche dringend ein Panino mit Cappuccino. Eine entsprechende Bar ist vor dem Dom schnell gefunden. Während ich das Panino esse und die Kathedrale bewundere, kommen zwei Jungs so zwischen 16 und 18 aus der Bar und ziehen sich auf offener Straße jeder einen Joint rein. Danach gehen sie wieder in die Bar. Was sind denn das für Sitten?
Um mich moralisch wieder aufzubauen, gehe ich in die Kathedrale und besichtige dieses unförmige dunkele Monster. Innen wirkt sie völlig anders als außen: hell, freundlichen, leicht, … mir fällt es schwer die Gegensätzlichkeit von innen und außen zu beschreiben. Nun gut, wer mehr wissen will, muss halt selbst einmal hier her kommen.
Für heute Nacht habe ich Zimmer in einem Agriturismo etwas außerhalb der Stadt gebucht. Andrea und eine Freundin machen hier einen Stop. Sie sind auf dem Rückweg von der Côte Azure, wo sie eine Woche Ferien gemacht haben. Wir fahren zusammen nach Heidelberg, wo ich spontan einen geschäftlichen Termin wahrnehmen werde. Am Sonntag fliege ich dann wieder hier her zurück und am Montag pilgere ich weiter.
Daher werdet ihr die nächsten drei Tage auch nichts von mir hören – sorry! Montag geht es dann wie gewohnt weiter. Also bis dann!
Ach die technischen Daten von heute fehlen noch: 23 km mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 5km/h.