Tag 14: 17.05.17

 

Ich hatte gegen meine Gewohnheit bereits gestern mir ein B&B – die Villa Cantoni in Gropello Cairoli – gebucht, weil es von den Bildern und der Beschreibung mir sehr gut gefallen hat. Damit war mein Ziel für heute klar vorgegeben. Die Besitzerin hat mir noch einige Tipps für den Weg per Email zukommen lassen. Es dürften nicht mehr als 25 km werden. Also ein kürzer Trip, was meinen Füßen sicher gut tut, denn sie schmerzen schon arg aufgrund des Rucksackgewichtes.

Schon gestern, heute noch mehr, stellt sich mir die Frage, brauche ich tatsächlich noch die warmen Kleidungsstücke und den Schlafsack? Hostels wie auf dem Jakobsweg mit Shared Rooms habe ich bisher auf der Via Francigena nur zweimal angeboten bekommen aber dankend abgelehnt, da bisher auch immer ein Einzelzimmer zu haben war. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das ändern wird. Der yschlafsack ist definitiv nicht wichtig. Der Gedanke muss noch etwas reifen oder bin ich mir schon längst sicher, dass ich bei passender Gelegenheit meinen Rucksack deutlicher leichter machen werde?

Ohne Frühstück, die Chinesen schlafen noch um 07:30 Uhr, pilgere ich los. Nach 15 km und etwas mehr als zweieinhalb Stunden komme ich nach Tormello. Ein wirklich hübscher lebendiger Ort. Ich stürme in die erste Bar, da mir der Magen in den Kniekehlen hängt. Na wer sitzt denn da: das Pärchen aus Holland. Ich setze mich zu Ihnen und bestelle ein Panini mit einem Cappuccino. Das tut gut!

Während ich mein Panini mampfe und ich mich mit den beiden unterhalte, kommt auf einem rot – weiß – grünen Fahrrad mit einer Aufschrift Via Francigena ein älterer Herr angeradelt und setzt sich zu uns. Er fragt, ob wir Pilger sind und bietet uns an, wenn wir ihm unsere Pilgerpässe geben, diese vom Pfarrer stempeln zu lassen. Das machen wir natürlich. Nach zehn Minuten ist er wieder da und übergibt uns nicht nur die gestempelten Pässe sondern gleich noch eine Urkunde und einen Button dazu. Zwar verstehen weder die Holländer noch ich hinreichend Italienisch, um ein Gespräch zu führen, das stört den Herren aber nicht, auf uns wasserfallartig einzureden. Er unterhält sich prächtig mit uns und kann sicher sein, er wird von uns nicht unterbrochen. Das geht etwa eine Viertelstunde bis er auch die anderen Einheimischen an den Nachbartischen in unser oder besser sein Gespräch mit einbezieht. Das eröffnet die Möglichkeit, dass wir, ich meine die beiden Holländer und ich, uns weiter unterhalten. Ihr geht es heut nicht so gut. Gestern war es zu anstrengend für sie. Da ihr Gesicht von der Sonne verbrannt ist, glaube ich eher, sie hat zu viel Sonne abbekommen. Auf jeden Fall sind sie heute Morgen von Mortara nach Tormello mit dem Zug gefahren und wollen ebenfalls nach Gropello. Das reiche Ihnen für heute und brechen dann auch auf.

Ich trinke erst noch einen zweiten Cappuccino, denn ich habe viel Zeit. Giovanna, die Besitzerin der Villa Cantoni, kann mich erst um 14:00 Uhr empfangen und es sind nach meiner Schätzung nur noch 10 km. Der nette Herr mit seinem tollen Fahrrad gibt mir hinsichtlich des Weges noch einige Ratschläge. Ich darf auf keinen Fall den Via Francigena Schildern folgen.

Da ich nun von zwei unabhängigen Personen die selben Hinweise erhalten habe, halte ich mich auch daran. Das ist ein großer großer Fehler. Ich laufe nicht nur einen Umweg von über 5 km, sondern noch viel schlimmer es geht im Zick Zack entlang von Feldern ohne Wege durch hohes Gras, was meine Laufgeschwindigkeit extrem negativ beeinflusst und Kraft kostet, viel Kraft. Zwischendurch komme ich an einem Schweinezuchtbetrieb vorbei, der unerträglich stinkt. Ich muss mir die Nase zu halten. Es ist unerträglich. Dann stehe ich von Zäunen umgeben vor den Wohngebäuden und Stallungen dieses Stnkebetriebes und weiß nicht weiter. Aus dem Haus kommt träge ein Mann und fragt, ob ich zur Madonna Delle Bozzole will. Ja das will ich. Ich erhalte eine unendliche lange Wegbeschreibung und der Bauer führt mich durch eine schmale Tür im Zaun von seinem Hof auf einen Weg. Bin ich froh als ich aus der Riech-Reichweite dieses Hofes komme.

Mit Hilfe der Wegbeschreibung des Bauern und von Google Maps komme ich zur Sakristei Madonna Delle Bozzole. Jetzt muss ich nur noch knapp acht Kilometer an einem Kanal entlang pilgern und komme so nach Gropello Cairoli.
In der Zwischenzeit habe ich Giovanna eine Message geschrieben, dass ich aufgrund der Umwege erst um 14:30 Uhr eintreffe. Das führt später dazu, dass mir erklärt, wo ich falsch gelaufen bin und was ich hätte anders machen sollen. Das hilft mir leider auch nicht mehr. Hätte sie mal besser vorher richtig beschreiben sollen.

Ich kann ihr aber nicht böse sein, da sie charmant mich um den Finger wickelt. Ich bekomme klare Anweisung, für heute Abend, wo ich zu essen habe, Morgen auf dem Weg nach Pavia mein Frühstück einnehmen muss und wo es in Pavia zu übernachten gilt. Sie wird gleich alles für mich reservieren. Ist sie so hilfsbereit oder ist das Geschäftstüchtigkeit? Jetzt muss ich aber schnell eine Vollbremsung einlegen.

Auf jeden Fall hat sie ein tolles Haus mit einigen Zimmern verteilt über drei Etagen. Ich bekomme, wie sie betont das größte Zimmer, das sei doch am komfortabelsten für mich, auf der obersten Etage mit schönem Blick. Das Zimmer ist tatsächlich großzügig und für den Preis bestens ausgestattet. Vor allem funktioniert das Bad ohne jegliche Einschränkungen. Ich bin der einzige Gast heute und habe das komplette Haus für mich.

Das beste ist aber der Garten und die Terrasse. Von einem Garten zu sprechen ist eine Untertreibung, der hat Park ähnliche Ausmaße und ist extrem schön mit alten hohen Bäumen, die reichlich Schatten spenden, angelegt. Hier halte ich mich nach dem Duschen auf und genieße das Umfeld.

Natürlich schaue ich mir, wie von Giovanna angeordnet auch den Ort an. Es ist ein Straßendorf, das sich dadurch auszeichnet, dass an beiden Enden mehr oder weniger mitten auf der Straße je eine Kirche steht.

Aus 25 km sind heute dann doch wieder fast 32 km geworden. Langsam war ich durch die schlechten Wege. Ich habe im Schnitt fasst 12:30 Minuten pro Kilometer gebraucht und Hurra, ich habe mehr als ein Drittel des Weges bewältigt!

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