Savelletri —> Torre Santa Sabina
Heute gilt es Kilometer zu machen. Um mich unter Druck zu setzen, habe ich gestern bereits ein Hotel für heute in Torre S. Sabina und für Morgen in Brindisi gebucht. Also suche ich mir den kürzesten Weg. Das bedeutet vermutlich aber keine Bärs und damit Versorgung. Knapp 35 Kilometer stehen an.
Nach dem ich Savelletri verlassen habe, kommt nach gut 5 Kilometer ein Campingplatz. Ich frage am Eingang, ob es eine Bar gibt. Sie macht gerade auf. Man ist noch nicht fertig und lässt mich erst einmal einige Minuten warten. Dann darf ich meine Bestellung aufgeben. Puh, freundlich geht anders.
Aber gut, so bekomme ich wenigstens ein Frühstück und kann mir noch etwas Wasser mitnehmen. Danach pilgere ich – muss pilgern eigentlich mit Quälen verbunden sein? – schwitzend entlang der Autobahn unter sengender Sonne. Ich bin gerade mal zwölf Kilometer gelaufen und fix und fertig. Das Wasser muss ich rationieren. Da mein Körper sich mal wieder als artesischer Brunnen betätigt, kann ich die Wasserbilanz nicht in Waage halten.
Einen kleinen Umweg in Kauf nehmend komme ich wieder zu meinen bestaunten uralten Olivenbäumen. Heute nutze ich nur ihren Schatten, um unter einem großen Olivenbaum mich auszuruhen und ein Stündchen zu schlafen. Inspiration mag von ihnen ausgehen aber mein Körper ist zu gequält, um mir ernsthafte Gedanken zu machen. Mir imponiert, dass jeder einzelne Baum eine Nummer hat. Ich hoffe, sie sind auch registriert und es gibt regelmäßige Kontrollen, dass sie nicht „versehentlich“ gefällt wurden. Denn das Umweltbewusstsein ist nicht besonders ausgeprägt, was ich daran fest mache, dass überall Müllbeutel, leere Flaschen und sonstiger Unrat die Wege säumen. Wer an den Strand will, fährt trotz hinreichender Parkplätze in die Dünen oder auf den Strand, um ja keinen Meter zu viel laufen zu müssen. Wenn ich mir die Körperumfänge selbst der Kinder anschaue, bekomme ich oft das Gefühl, ich wäre in den USA.
Nach dem erquickenden Schlaf wird mal wieder, was selten genug vorkommt, angezeigt, dass ich auf der Via Traiana unterwegs bin. Das motiviert und ich komme wieder besser voran. Als ich endlich Torre S. Sabina erreiche, komme ich als erstes an einer Pasticcerina vorbei. Ich habe so Hunger und Durst, dass ich hier Halt machen muss, obwohl ich keine 800 Meter mehr zum Hotel habe.
Torre S. Sabina ist dem Grunde nach ein hübscher Ort mit einem kleinen Strand, einem alten Wehrturm und vielen Booten in der Bucht. Aber man so viele häßliche Gebäude errichtet, dass der Ort dadurch alles andere als schön wirkt. Trotzdem gibt es viele Touristen. Beim Abendessen bin ich umzingelt von Deutschen Touristen, die so bejahrt sind, dass ich den Altersdurchschnitt (deutlich) Senke.
An der Rezeption werde ich, nach dem ich meinen Führerschein als Ausweisdokument vorweise in Deutsch mit bayrischen Zügen von einer jungen Frau begrüßt. Sie erzählt mir später nach dem Abendessen, dass sie in München geboren wurde und erst als Jugendliche mit ihren Eltern zurück in die Heimat ihrer Vorfahren gezogen ist. Sie möchte Architektur studieren und weg aus dieser dörflichen Umgebung. Viel Erfolg kann ich ihr nur wünschen.