Tag 13: 20.06.19

San Vito —> Savelletri

Was für ein toller Wandertag! Kaum habe ich mein Hotel verlassen, komme ich an einer Trutzburg vorbei, die direkt am Meer steht. Davor ein malerischer Strand mit bunten Booten. Heute führt mich mein Weg direkt entlang des Meeres ruf auf die Klippen runter an den Strand und wieder hinauf – Schweiß treibend aber einfach eine fantastische Landschaft mit traumhaft gelegenen Dörfern.

Körperlich bringt mich der heutige Tag an meine Leistungsgrenzen. Es sind weniger die 33 km, sondern der Weg selbst. Es geht oft durch Sand am Strand, der die Beine schwer macht. Es ist das rauf und runter bei fast 35 Grad Celsius und ohne schattenspendende Bäume. Heute kehre ich daher gleich zweimal ein. Am frühen Nachmittag brauche ich dringend Zucker. Ich trinke also zwei Aranciata, was zu meinem Lieblingsgetränke geworden ist. Anschließend noch einen Café zum munter machen. Danach nehme ich die letzten Kilometer in Angriff.

Ich komme an einer Necropolis, einer antiken Begräbnisstätte und anschließend an einem Golfplatz vorbei. Gibt es da einen Zusammenhang? Was mich allerdings viel mehr fasziniert, sind die uralten Olivenbäume die rechts und links des Weges auf großzügig angelegten Feldern mal isoliert und mal zwischen Kartoffeln gepflegt werden.

Was haben diese Bäume alles schon „gesehen“? Wie alt mögen diese Bäume sein, die mal gerade und brächten gewachsen sind und mal sich dem Wetter gebeugt haben? Fragen die bei mir sofort eine Reihe unwiderstehlicher Gedanken los treten: was ist Geschichte und warum fasziniert mich Geschichte so sehr. darüber muss ich in den nächsten Tagen mal intensiver nachdenken. Ich hoffe, die Sonne lässt mein Gehirn dies durchdenken.

Ein anderer Gedanke, der mir beim Anblick dieser Olivenbäume durch den Kopf geht, ist, wie wird man alt. Was bedeutet altern für mich und wie gehe ich damit um, wie hat mich mein Leben gezeichnet. Stehe stolz wie viele der Olivenbäume da oder bin ich von den äußeren Umständen gebeutelt, bin knorrig, schief, gebeugt von den Unbilden des Lebens. 

Natürlich bin ich alt. Das ist mal klar. Ich bin Großvater. Gemäß der üblichen Definition im Seniorenalter. Fühle ich mich auch so? Eigentlich nicht. Ich fühle mich körperlich fit. Mir tut morgens beim Aufstehen nichts weh. Gut ich bekomme beim Wandern in dieser Hitze Blasen. Ich glaube das hat nichts mit Alter zu tun. Auch bin ich überzeugt, dass ich geistig fit bin, mich immer noch bestens motivieren kann und für eine Reihe von Aufgaben immer noch brenne wie früher auch. Ich kann mich noch immer daran begeistern, eine Benchmark setzende Fabrik zu planen und zu realisieren. Zu sehen wie eine solche Fabrik in Betrieb geht und tolle Arbeitsplätze schafft, die besser sind als sie in anderen Fabriken existieren. Ich kann mich daran begeistern, neue Wege in der IT bzw. der Digitalisierung der gesamten Value-Chain zu gehen. Ich kann nicht leugnen, wenn ich in den Spiegel schaue, dass ich mir mein Alter ansehe. Das sieht man den Olivenbäumen auch an, trotzdem stehen sie da wie eine Eins und tragen noch immer Oliven, wie ein junger Baum auch.

Ich bin zu verschwitzt, meine komplette Kleidung ist durch und durch naß, ich muss den Gedanken Morgen noch einmal aufnehmen.

In Savelletri Habe ich ein kleines Zimmer mit einer riesigen Dachterrasse mit Blick aufs Meer und das Dörfchen. Die Eigentümerin hat mir eine klare Anweisung gegeben, wo ich heute Abend essen muss. Hoffen mir, dass das Restaurant so gut ist, wie sie behauptet.

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