Was für ein grandioser Tag. Ich habe prima in meinem schönen Zimmer des B&B, das ich mir gestern ausgesucht hatte und von zwei jungen Damen ausgesprochen geschmackvoll eingerichtet wurde, geschlafen. Ich werde herzlich begrüßt von einem der Mädels und bekomme ein tolles Frühstück u. a. mit Joghurt und frischem Obst. Da auch noch die Sonne scheint, kann es nur super werden.
Dann muss ich das schöne Ivrea verlassen und gehe zunächst Richtung Lago di Viverone.
Ich wandere durch eine angenehme Hügellandschaft mit Weizenfeldern, Weinbergen und Wälder. Eine tolle Landschaft. Meine positiven Vorurteile über das Piemont werden vollkommen erfüllt. Nicht nur aufgrund der Landschaft sondern auch an Essen und Trinken, wenn ich mich an gestern Abend zurück erinnere. Mir wurde eine Osteria empfohlen, in der ich als Hauptspeise Thunfisch in Lardo-Ummantelung gegessen und dazu einen Roero Arneis getrunken habe. Ich bin glücklich!
Nach 15km lege ich in einer Bar in Piverone hoch auf einem der Hügel eine Pause ein. Während ich mich meines Rucksacks entledige, werde ich auch schon lautstark von dem Holländischen Pärchen aus Port-Saint-Martin begrüßt. Ich habe die beiden gegen die Sonne gar nicht gesehen. Ich setze mich zu ihnen. Die beiden haben auch in Ivrea übernachtet und beklagen, dass sie aufgrund der Wassergeräusche des Flusses und der Musik, die allenthalben überall aus den Bars scholl, schlecht geschlafen haben und daher auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit auf dem Land sind, um mal wieder durchschlafen zu können. Sie meint, je eher desto besser. Sie möchte sich mal wieder ein bisschen ausruhen; schließlich habe sie Urlaub. Die beiden sind irgendwie cool. Sie haben Schuhe und Socken ausgezogen und alles liegt zum Trocknen in der Sonne. Sie erzählen mir, dass sie aus Friesland kommen und sind verwundert, dass ich weiß, wo das ist.
Ich trinke zwei Café und einen eiskalten Saft. Das bringt mich wieder in Schwung und so pilgere ich nach einer halben Stunde weiter. Vor mir liegt der Lago di Viverone. Schade dass es noch so früh im Jahr ist, andernfalls würde ich jetzt baden gehen. Ich kann mir durchaus vorstellen, wie kalt das Wasser ist und mache erst gar nicht den Versuch, schwimmen zu gehen. Statt dessen fasse ich das nächste Etappenziel Santhia ins Auge. Ich checke, während ich weiter wandere die Übernachtungsmöglichkeiten. In Santhia selbst kann ich über booking.com nichts finden und entscheide mich daher für ein Golfhotel direkt vor Santhia. Hier sitze ich nun in der Sonne mit einem Dolcetto, schaue auf Das Grün von Loch 18 und schreibe meinen Report.
Möglicherweise wundert Ihr Euch, dass ich weder gestern noch heute einen interessanten Gedanken aufgeschrieben habe. Das ist leicht erklärt. Bei der Schönheit der Landschaft ist mein Geist vollständig mit der Bewunderung meines Umfeldes ausgelastet.
Heute bin ich ca. 31 km voran gekommen und habe in der Hitze Unmengen an Flüssigkeit verloren aber auch sicher vier Liter Wasser getrunken, das ich immer wieder aus den Wasserquellen in den Ortschaften in meine Wasserflaschen abfülle.