Heute bin ich faul und mache kaum Fotos. Das liegt auch daran, dass meine Aufmerksamkeit vom Verkehr gefordert ist. Den gesamten Tag laufe ich auf engen, kurvenreichen und viel befahrenen Straßen. Da vermutlich die Hälfte aller Fahrer mit Handy am Ohr während der Fahrt telefoniert, muss ich höllisch aufpassen. Immer wieder donnern Autos mit hoher Geschwindigkeit dicht an mir vorbei. Manche kommen mir so nahe, dass ich von Ihnen regelrecht angesaugt werde und ich mich dagegen stemmen muss. Busses sind meine gefährlichsten „Gegnerr“. Sie scheinen es zu lieben, besonders dicht an Fußgängern vorbei zu fahren und aufgrund der großen Fläche ist die Anziehungskraft besonders groß: meine Erlebnisse spiegeln mein theoretisches Wissen aus dem Physikunterricht wider. Busfahrern lerne ich besonders schätzen, da sie sich nicht nur rücksichtslos verhalten sondern mich auch noch anhupen. Was denken die sich?
Nicht nur der Verkehr fordert mich, auch die Sonne ist eine höllische Herausforderung. Sie brennt ohne Unterlass. So häufig wie heute habe ich noch nie Pausen eingelegt. Manchmal falle ich schon nach drei Kilometern wieder in ein Bar und trinke einen halben Liter Wasser und zusätzlich Pomelosaft. Interessanterweise gibt es den seit ein paar Tagen in jeder Bar. Der Saft hat den Vorteil, dass er nicht gesüßt wird, wie die anderen Säfte, die sonst so angeboten werden. Lieblingssäfte der Italiener scheinen Pfirsich und Birne zu sein. Die gibt es wirklich überall. Sie taugen nicht als Furstlöscher, da sie viel zu sämig und süß sind. Was es auch oft gibt, ist Orangensaft aus sizilianischen Blutorangen, der mit Traubensaft gesüßt ist. Das schmeckt zwar gut, löscht aber ebenfalls nicht meinen Durst. Insofern ist Pomelosaft mit Wasser kombiniert zu meinem Favoriten geworden.
In La Storta, dem letzten offiziellen Halt, treffe ich wieder auf die Via Francigena. Hier mache ich mal ein Foto von der Kathedrale. Obwohl der Bischofssitz sich direkt daneben befindet, ist alles geschlossen. Die Buben werden auch immer fauler.
So nun sind es noch fünf Kilometer bis zu meiner Wirtin. Ich habe ein Wohnung im Garten einer Familie. Sehr amateurhaft haben die Leute eine Bretterbude zusammengenagelt, die sie vermieten. Der Garten ist großartig und die Wirtin sehr charmant. So fühle ich mich trotz minderwertigster Bauqualität sehr wohl und kann mich von den 34 Kilometern bei Verkehr und Sonne bestens erholen.
Ich bin jetzt weniger als 15 Kilometer vor meinem Ziel. Ich buche nun ein Boutiquehotel 200 m vom St. Petersplatz entfernt. Kurze Wege sind das wichtigste Kriterium für die Wahl des Hotels. Ich kann Laufen einfach nicht leiden!
Rom erwartet mich! Rom ich komme!