Es ist kalt und die Arbeit lässt mich nicht los
Ich bin heute von Cosenza nach San Fili gelaufen und musste dabei einen ersten Gebirgszug überqueren.
In der Nähe von Cosenza war ich bereits vor 2 Jahren, zusammen mit Pedro. Wir waren damals, am 14.1023, in Reggio di Calabria direkt gegenüber von Messina gestartet und Pedro hatte dann kurz hinter Cosenza schlapp gemacht. Daher habe ich mir Cosenza als Start ausgesucht. Außerdem ist Cosenza gut zu erreichen, so dachte ich bis gestern: vom Baden Airpark bin ich mit Ryanair nach Lamezia Therme geflogen. Das liegt etwa eine Bahnstunde südlich westlich von Cosenza. Die italienische Bahn wollte aber gestern nicht so wie ich mir das vorgestellt habe. Ich war schon verwundert, dass ich kein Ticket für Sonntag im Internet kaufen konnte. Ich habe dann in meinem B&B gefragt, ob es irgendein Problem gäbe. Der Besitzer war sicher, dass alles „normal“ sei; ich solle mir keine Sorgen machen, ggfs.. könnte ich auch einen Flixbus nehmen. Die führen stündlich. Flixbus war leider ausgebucht. Ich bin dann trotzdem zum Bahnhof. Ich konnte dort am Schalter, die Automaten wollten für diesen Tag auch keine Tickets ausgeben, einen Fahrschein erwerben, musste aber ordentlich warten. Irgendwann, das hatte nichts mehr mit der angekündigten Abfahrtszeit zu tun, kam dann ein völlig überfüllter Zug, der uns Bimmelbahn mäßig nach Cosenza gebracht hat.
In Lamezia, das am Meer liegt, war es angenehm warm. In Cosenza war es dann doch bei meiner Ankunft schon etwas frisch. In dem B&B, das recht hübsch eingerichtet war, war es allerdings sehr kalt und die Heizung aus. Mir ist nicht warm geworden – auch nicht im Restaurant, wo ich typisch kalabrisch gegessen habe, sehr Fleisch lastig.
Heute Morgen habe ich erstmal typisch italienisch gefrühstückt: Due Cornetto con un Cappuccino. Dann bin ich mit meinem schweren Rucksack los marschiert. Zunächst, um aus Cosenza und seine Satelitten Ortschaften herauszukommen, über 10 Kilometer auf viel befahrenen und engen Straßen und immer bergauf. Danach ging dann endlich die Straße in einen Forstweg über und später in einen schönen Waldweg, der sich für mich überraschend als Pilgerweg erwies.

… hier enden die Vororte von Cosenza und es wird kalabrisch

… unversehens lande ich auf einem Pilgerweg: Il Camino di San Francesco di Paolo

… bequem zu begehende Waldwege zeichnen den Pilgerweg aus
Fast 900 Meter ging es hoch, hoch, hoch und dann noch steiler bergab etwas mehr als 500 Meter. Mir tut alles weh, obwohl es heute nur gut 20 Kilometer waren. Morgen geht es wieder in die Berge, noch höher hinauf und ebenfalls mit einer Reihe von Abstiegen.

… kurz bevor ich San Fili erreiche steht da ein uralter Baum: was mag er schon alles erlebt haben?
Nach etwa 5 Stunden habe ich völlig erschöpft, mit schmerzenden Schultern und Füßen San Fili erreicht, wo ich mir im Vorfeld ein B&B gebucht hatte, weit und breit die einzige Unterkunft. Das nette Apartment befindet sich in einem typischen süd-italienischem Haus: es liegt zwischen zwei Straßen und ist genau ein Zimmer breit. Es zwei Stockwerke. Im Erdgeschoss ist eine klein Rezeption sowie eine Küche. Über eine Treppe, die das Haus in zwei Hälften teilt, kommt man zu den beiden Zimmern mit einem flachen Giebel. Unten endet die Treppe genau vor der Haustür.
Da ich bereits kurz vor drei angekommen bin, konnte ich nach dem obligatorischen Wäsche waschen und Duschen bis halb acht gut im Bett halb liegend mit schmerzenden Knochen noch arbeiten. Ich hoffe, damit ist nun tatsächlich alles erledigt und ich kann mich aufs Wandern konzentrieren. Das ist auch nötig, da drei harte Tage in den Bergen ohne Unterkünfte und Essensmöglichkeiten vor mir liegen. Entsprechend werde ich früh schlafen, um Kraft zu tanken.