Tag 4: 10.03.2023 —> Lykischer Weg: Bergetappe

Vom Hotel muss ich zunächst zurück auf den Lykischen Weg, der 400 Meter höher verläuft. Der Trampelpfad ist nicht nur schmal, zeitweise schlecht ausgeschildert sondern vor allem steil. Der Weg hat Klettersteig Charakter. Immer wieder muss ich klettern und höllisch aufpassen, dass ich nicht abstürze, da es auch noch oft ausgesetzt ist. Entlohnt werde ich mit einem sensationellen Blick auf Ölüdeniz Beach.


Atemberaubender Blick

Auf dem Lykischen Weg angekommen, empfängt mich ein schöner, gut ausgebauter Wanderweg. Zu meiner Überraschung kommen gerade zwei Wandergruppen vorbei. Ein älteres Paar und drei junge Leute (2-mal weiblich, 1-mal männlich). Hier ist ja der Teufel los – fast wie auf dem Camino Frances. Die beiden Gruppen treffe ich, trotz völlig unterschiedlicher Laufgeschwindigkeit immer wieder – zumindest bis kurz vor Kabak.


Der Lykische Weg ist gut ausgebaut

Jetzt geht es zum ersten mal tatsächlich in die Berge, bis auf gut 800 Meter hoch. Oben liegt ein kleiner Ort, in dem es zu meinem Erstaunen eine Bar gibt. Hier ruhe ich mich erstmal aus, trinke einen Türkischen Kaffee und eine Limonade.


Zwei Kälber kämpfen: das ist kein Spaß mehr, am Ende stößt edler Stärkere den Schwächern den Berg runter


Hin und wieder steht neben den krüppeligen Kiefern ein imposanter Baum

Hier muss ich auch eine Entscheidung treffen. Es gibt zwei Wegalternativen. Ich wähle, die meine WanderApp vorschlägt auch wenn diese Variante mehr Höhenmeter erfordert. Dies mache ich auch, da ich davon ausgehe heute zelten zu müssen, wenn ich nicht eine sehr kurze Etappe einlegen möchte. Auf meiner Variante komme ich, bevor es so richtig Remote wird durch den Badeort Kabak. Dort werde ich Getränke für den Abend und nächsten Tag kaufen und, obwohl ich dort so gegen drei sein dürfte, so viel essen, dass ich kein Abendessen mehr brauche.


Bergwelt: die Baumgrenze dürfte bei knapp 1.000 Meter liegen

In Kabak angekommen, muss ich feststellen, dass der Ort einer Ruine gleicht und gerade erst wieder aufgebaut wird. Überall wird gearbeitet, um den Ort für die Sommergäste herzurichten. Ich gewinne den Eindruck, dass man einen großen Teil der Gebäude komplett neu baut und andere bis auf den Rohbau entkernt hat. Auf meine Frage, wo ich ein Restaurant finde, werde ich ausgelacht. Ich bekomme aber den Hinweis, dass ich nur wieder den Berg hochlaufen müsse, da sei ein Supermarkt. Also gut, ich gehe den Berg wieder hoch, nur einen Supermarkt finde ich nicht. Diejenigen, denen ich begegne, wissen nichts von einem Supermarkt. Dafür komme ich an einem Hotel vorbei, das fertig aussieht. Ich probiere mein Glück und siehe da, dort sitzen Leute. Doch schnell ist klar, man hat noch geschlossen und die anderen Gäste sind die Inhaberfamilie, die gerade Pause machen. Verschwitzt und fertig wie ich bin, wollen sie dennoch helfen und ich bekomme drei kleine Flaschen Wasser und trinke, um meinen akuten Durst zu löschen einen Liter Eistee. Gute Ratschläge hinsichtlich des Weges bekomme ich auch. Ich soll zum Paradies Beach gehen, da ist es traumhaft schön und nicht mehr soweit vor allem geht es mehr oder weniger immer am Strand entlang, was verspricht nicht mehr so beschwerlich zu sein.

Da der Paradies Beach, ohne dass ich wußte, dass dies der Name der Bucht ist, mein Ziel war, mache ich mich auf den Weg. Zunächst zurück zum Meer nach Kabak. Von dort geht es natürlich nicht am Strand entlang – ich hatte mich schon gewundert, da meine App einen Weg höher vorgeschlagen hatte. Und dies ist auch die einzig Möglichkeit, da die Berge steil zum Meer hin abfallen.

Womit ich nicht gerechnet hatte, dass es sich wie heute Morgen nicht um einen Weg sondern um einen Klettersteig handelt. Mit dem zusätzlichen Gewicht auf dem Rücken sehr beschwerlich. Gefährliche An- wie Abstiege. Das macht mich fertig. Ich muss ständig Pause machen und habe kaum noch Motivation weiter zu klettern. Unter Zeitdruck stehe ich auch, da es um sieben dunkel wird muss ich mich beeilen. Nur mein Körper sagt nein. Es gibt aber keine Alternative zum Strand, da die Berge so steil sind, dass ich noch nicht mal mir ein Bett bauen, geschweige mein Zelt aufstellen zu können. Um kurz vor sieben habe ich es geschafft. Ich bin am Strand. Dort steht bereits ein Zelt und zwei junge Männer sitzen daneben vor einem großen Feuer.


Paradies Beach: meine Schlafstelle für heute – und meine erste Nacht auf einem Strand

Auf Kommunikation habe ich keine Lust mehr. Ich baue schnell das Zelt auf einem anderen Teil des Strandes auf, koche mir einen Tee und anschließend eine Suppe. Das muss reichen. Beim Kochen brauche ich bereits eine Stirnlampe. Das hat schon etwas archaisches an sich. Es wird im Dunklen abrupt kalt. So ziehe ich mich schnell in mein Zelt in den warmen Schlafsack zurück.

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