Tag 13 – 25.10.25: Colliano – Lioni

Oliven

Ich hoffe, ich bekomme heute Abend zum Abendessen ein regionales und hervorragendes Olivenöl: die meiste Zeit höre ich von irgendwo die Rüttelgeräte zum Abschütteln der Oliven. Höre ich nichts, so liegen bereits großflächig die Netze aus, um die Oliven aufzufangen.

Die Olivenbäume hängen brechend voll mit Oliven. Mich wundert, wie unterschiedlich die Früchte reifen. An manchen Bäumen sind alle Früchte grün, an anderen sind alle bereits schwarz und die meisten Bäume haben unterschiedlich gereifte Oliven. Sie eint, dass sie sehr klein sind, viel kleiner als die Jumbo-Oliven aus Apulien, das nicht weit weg ist. Trotz der regionalen Nähe könnten sie nicht unterschiedlicher sein. Mich würde sehr interessieren, welche sich besser für das Pressen von Olivenöl eignen und was die Geschmacksunterschiede sind.

Meine Wirtsleute kommen heute Morgen nicht in die Puschen. Ich muss bis kurz nach halb neun warten, bis die Dame des Hauses sich zeigt. Auf Frühstück habe ich im Hotel keine Lust, da noch nichts vorbereitet ist und ich fürchte nur ein verpacktes Brioche zu bekommen. Ich zahle meine Rechnung und los geht es: natürlich nur bis zur nächsten Bar, wo ich ein leckeres frisches Cornetto esse.

Ich schieße noch schnell von hier oben ein Foto Richtung Süden, von wo ich gestern gekommen bin. Es ist eine schöne Weite, die sich mir bietet, eingerahmt nach Osten und Westen von Bergen, aus dem Tal ragt der eine oder andere Hügel frech nach oben. In den Bergen Richtung Westen sammeln sich die ersten Wolken. Ich checke das Wetter: 0% Regenwahrscheinlichkeit bis 17:00 Uhr.

Kurze Zeit später öffnet sich die Vegetation und gibt mir den Blick frei nach Norden, was meine heutige Hauptrichtung ist. Da der Wind heftig aus Süden bläst, drücken die Wolken sich an die Berghänge und werden immer schwerer, dunkler und bedrohlicher. Ich brauche keine mathematischen Modelle, um die Wahrscheinlichkeit auf Regen zu ermitteln. Sie liegt bei 100%. Bis zum frühen Nachmittag bläst der Wind mir eine feuchte bis regnerische Luft in den Rücken. Es ist nicht wirklich Regen, trocken ist allerdings auch nicht.

Als ich im Tal auf ca. 250 Höhenmeter ankomme, wird es stürmisch und ich kann sehen, dass nicht weit weg von mir es bereits regnet. Vor mir liegt eine Tankstelle. Zu der flüchte ich mich, denn ich möchte im Trockenen mein Hemd gegen die Regenjacke tauschen. Fast im Laufschritt erreiche die Tankstelle, die zum Glück auch eine Bar hat. Ich bestelle einen Espresso. Der Café steht noch nicht vor mir, da bricht draußen die Hölle los. Ich habe den Café gerade fertig getrunken und bin dabei mich umzuziehen, da ist der Spuk auch schon vorbei. Gut, das Hemd kommt trotzdem in den Rucksack und die Regenjacke bleibt einfach drin.

Jetzt muss ich wieder den Berg rauf auf etwa 850 Meter. Ich schwitze und friere dabei gleichzeitig. Der Anstieg treibt den Schweiß, der feuchte Wind lässt mich frieren. Die Wanderung genieße ich trotzdem. Mein Blick kann in die Ferne schweifen, den Anblick der kultivierten Natur genießen und die Menschen bei ihrer anstrengenden Arbeit beobachten.


Einen deutlich geringeren „Genuss“ erzeugen eine Reihe von Hunden, mit denen ich mich abgeben muss. Ich bin gewohnt, dass ich mich an jedem Haus Hunde anbellen lassen muss, viele Hunde können auch die Grundstücke frei verlassen. Meistens bellen sie aus Angst und sind durch ein selbstbewusstes Auftreten in die Flucht schlagbar. Heute ärgern mich aber einige frei laufende Hunde, weil sie mich äußerst aggressiv angehen und ich nur mit einer ähnlichen Aggressivität sie von mir fern halten kann. Weit oben am Berg stellt mich eine Art Husky-Verschnitt mit einem beeindruckenden Gebiss. Er will mich nicht passieren lassen. Ich hebe einen hinreichend großen Stein auf und drohe ihm lautstark an, ihm damit einen über den Schädel zu ziehen. Als ich mit äußerster Aggressivität und den Stein erhoben auf ihn zugehe, kommt endlich eine Frau aus dem Haus, um den Hund zurückzurufen. Ich glaube, sie hatte tatsächlich Angst, ich prügele auf den Hund ein. Als sie ihn holt, schnauzte ich sie an, wie man einen so aggressiven Hund frei rumlaufen lassen kann. Ich bin sicher sie versteht mich nicht. Aber es wirkt in so weit, dass sie mehrere scusi hinter mir her ruft; scheiß Köter.

Der Weg durch die Berge ist eine kleine Straße, die exakt am Lineal gezogen nach oben und Norden läuft. Der einzige Verkehr sind Traktoren und kleine Transporter beladen mit Oliven. Oben, wieder auf mehr als 800 Meter Höhe, kann ich in die Weite Kampaniens blicken. Um etwa 14:00 Uhr kommt die Sonne raus, der Wind zieht über mir hinweg und es wird angenehm warm.

Ein toller Wandertag mit beeindruckenden Landschaften. Ein Tag, der mich herausgefordert hat, und mit viel Befriedigung gegeben hat. So darf es weiter gehen.

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