Tag 11 – 23.10.25~ Sala Consilina – Auletts

Bauvorschriften sind ein Segen

Ich habe gestern Abend noch lange gelesen, da ich das Buch, das ich in den letzten Tagen gelesen habe, so gefesselt hat und ich es unbedingt vor dem Schlafen durch haben wollte. Entsprechend müde bin ich heute Morgen, als der Wecker um 07:30 Uhr klingelt.

Nach dem ich das Haus verlassen habe, stürme ich die nächst beste Bar. Heute gibt es nicht nur einen Cappuccino sondern auch noch einen Espresso für den Weg. Als ich nun endlich losziehe, fällt mir erst auf, welche eine dicke Nebeldecke im Tal liegt. Ich bin noch nicht ganz aus Sala Consilina raus werde ich von dicken weißen Wolken umhüllt: der Nebel steigt in rasender Geschwindigkeit nach oben.

Da ich selbst den Berg östlich von mir erklimmen muss, zieht der Nebel an mir vorbei. Kurze Zeit später hat die Sonne die Wolken vertrieben und es verspricht, ein sonniger Tag zu werden. Ich wandere durch liebliche Landschaften und treffe zu meiner Überraschung im nächsten Ort wieder auf den Camino del Negro. In dem Bergdorf kaufe ich im örtlichen Supermarkt einige Kleinigkeiten ein als mich eine Verkäuferin auf Deutsch fragt, ob ich aus Deutschland komme. Ich frage zurück, ob meine Aussprache soo Deutsch sei. Sie grinst mich an und meint, man sähe es mir an. Die junge Frau ist in Stuttgart aufgewachsen und als Erwachsene zurück zu den familiären Wurzeln gegangen.

Von hier oben kann man ganz gut erkennen, dass sich auf der Ostseite des Tals Industriebetrieb an Industriebetrieb reiht – so wie ich das schon gestern beobachtet habe. Da ich in diesem Tal nach Norden gehen muss, entscheide ich mich für einen Weg auf der Westseite. Diese Industrie- und Gewerbegebiete empfinde ich als echte Zumutung. Mir geht dabei durch den Kopf, dass ich die Tage gelesen habe, dass ein Manager meinte, man müsse nur die Bauvorschriften lockern, dann würde Bauen billiger und entsprechend mehr gebaut. Darüber denke ich beim Laufen etwas nach und komme zum genteiligen Schluß: Man müsste vor allem auch was das Design von Industriehallen noch viel höhere Anforderungen stellen. Es ist eine Zumutung, was uns mit der Begründung der Wirtschaftlichkeit so alles an Gebäuden vor die Nase gesetzt wird. Investoren und Architekten sollten sich manch einmal schämen.

Ich bin überzeugt, nicht wegen des Designs, dass Bauvorschriften gut und richtig sind. Denn fallen Gebäude, wie beim letzten großen Erdbeben in der Türkei wie Kartenhäuser zusammen und Zehntausende Menschen sterben in den Trümmern, ist das Geschrei groß. Aber man muss nicht in Ferne Länder schauen: bricht das Dach einer Sporthalle unter der Schneelast ein, dann wird nach noch strengeren Regeln gerufen. D. h. Bauvorschriften sind notwendig und die Kontrolle der Einhaltung ebenso. Man sollte mal, wenn man auf die Legislative schaut, überlegen, ob jedes Bundesland eigene Regelwerke braucht oder sie nicht vereinheitlicht werden sollten.

Wenn Investoren über die Vorschriften jammern, wollen diese nichts anderes als entweder mehr Pfusch oder niedrigere Investitionen zu Lasten überproportional hoher späterer Verbrauchskosten; nur die brauchen sie selbst nicht zu tragen sonder der Nutzer/Mieter. Investoren sollten vielmehr darauf drängen, dass Bauunternehmen – ob Konzern oder Handwerksbetrieb – beim ersten Mal alles korrekt erstellen und auf eine hohe Standardisierung Wert legen. In diesen beiden Bereichen liegen enorme Einsparpotenziale. Das müssten dann Investoren und Manager selbst machen. Das ist halt weit aufwendiger als mit den Fingern auf die Politik zu zeigen.

Zurück zu meinem Weg. Ich durchquere also das Tal von Ost nach West, um nicht direkt entlang verwahrlosten und/oder häßlichen Betriebe laufen zu müssen. Dabei laufe ich auf eine Schaf- und Ziegenherde auf. Am Ende läuft eine Ziege mit riesigem Euter, die immer wieder stehen bleibt, um mich lautstark anzumeckern.

Wie das Foto zeigt, ist es auf der Westseite des Tals sehr idyllisch, man darf nur nicht seinen Kopf nach rechts drehen. Mein Weg durch das Tal,ist sicher zehn Kilometer lang. Es endet mit einem Ort, in dem ich noch einen leckeren Café trinke und wieder hoch in die Berge muss. Teilweise führt mein Weg auf einer Serpentinen reichen Passstraße erst hoch und dann wieder runter.

Mittlerweile hängen die Wolken dunkel in den Bergen. Da sie nicht ohne abzuregnen über den Berg kommen, werden sie immer dichter und schwärzer. Regen ist ab 16:00 Uhr angesagt. Ich gebe Gas, damit ich frühzeitig in meinem B&B ankomme. Um drei fallen die ersten Tropfen vom Himmel. Vorsichtshalber ziehe ich meine Regenjacke an. Ich brauche auf jeden Fall bis halb vier, weil ich auch noch hoch in den Ort muss. Das B&B liegt in einem kleinen Bergdorf etwa 120 Meter über der Passstraße auf einem Hügel. Das Haus, zu dem ich muss liegt ganz oben und ist nur über enge Gassen, für die ich jetzt kein Auge habe, zu erreichen.

Kurz bevor das Gewitter losbricht, stehe ich vor dem Eingang. Der Besitzer ist nicht zu Hause. Er hat mir ein Video geschickt, wie ich an den Schlüssel komme und wie ich mich im Haus orientieren kann. Die Eingangstür ist eine Herausforderung. Durch eine kleine Schlupftür, die nicht höher als 1,20 m und nicht breiter als 40 cm ist, quetsche ich mich mit gesenktem Kopf und in die Knie gehend durch das Türchen. Da haben die schon eine toll große Tür und dann kann man aber nur ein Loch öffnen.

In einem Seitenflügel hat der Besitzer eine Wohnung mit einer Küche und Eine Art Wohnbereich eingerichtet von dem drei Zimmer abgehen. Eines davon ist meins. Ich bin heute der einzige Gast, weshalb ich den Küchen-/Wohnbereich für mich habe. Ich stelle erstmal die Heizung an (Lüftung: so kann man an beim Bauen sparen. Diese Form des Heizens verursacht die geringsten Kosten. Sie macht zwar die Luft warm, nicht das Gebäude, was sich nicht komfortabel anfühlt; die verursachten Elektrokosten sind enorm: ich liebe unser „Heizungsgesetz“), sowohl in meinem Zimmer und als auch im Gemeinschaftsbereich. Dort verbringe ich im wesentlichen meinen restlichen Nachmittag und Abend, da es im Zimmer keinen Wifi und kein Handyempfang hat.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

I accept that my given data and my IP address is sent to a server in the USA only for the purpose of spam prevention through the Akismet program.More information on Akismet and GDPR.