Tag 6: 08.10.2022

Ich habe mir den Wecker auf 06:30 Uhr gestellt, damit ich bei Sonnenaufgang weitgehend fertig bin, falls der zusammengefallen Hof doch noch für Feldarbeiter genutzt wird. Um 07:15 habe ich Schlafsack, Luftmatratze, Kopfkissen zurück in ihre Verpackungssäcke gestopft, das Zelt abgebaut, den Rucksack gepackt und meine Morgentoilette erledigt.

Nach etwa 7 Kilometer komme ich durch eine Ansammlung von Häusern, die so weit von einander entfernt stehen, dass ich dies nicht ein Dorf nennen würde. Jedes Grundstück – wie gestern schon beschrieben – von Hunden bewacht. Die vorherrschende Rasse sind diese weißen Hunde: ich vermute einen Marenmanno, denn auch die Schäfer nutzen dieses meist oder Mischungen, die ähnlich aussehen.

Den Hund, den ich hier aufgenommen habe, hat nicht nur mich im Sinn zu verjagen, sondern auch drei weitere Hunde, die so gar nicht in das hiesige Bild passen. Die eine Schäferhund-Hündin ist schwanger. Alle drei folgen mir von nun an die Berge rauf und runter. Meist in Formation: der etwas dickliche weiße Rüde läuft hinter mir, die beiden Schäferhunde, die nicht ausgewachsen wirken, laufen vor mir.

Kurz hinter dem „Ort“ mache ich eine Pause, meine Begleiter auch. Die Pause nutze ich, um meinen finalen Plan für heute zu machen. In die Stadt, in die ich eigentlich möchte, hat keine – zumindest für heute Nacht – Unterkünfte. Die nächsten Übernachtungsmöglivchkeiten mit Bett und Dusche sind mehr als 40 Kilometer von meinem Zeltplatz und viel „schlimmer“ über 1.500 Höhenmeter entfernt. Das schaffe ich auch nicht. Im Zelt möchte ich auch nicht wieder übernachten. Zum Einen aus hygienischen Gründen und zum Anderen, weiß ich nicht, ob ich Wasser unterwegs auffüllen kann. Zu essen habe ich immer noch Käse und etwas altes Brot. Ich entscheide mich, einen Umweg zu laufen. Ich werde nach Piana degli Albanesi wandern. Ich buche dort ein Zimmer in einem B&B: gut 20 Kilometer und 1.100 Höhenmeter. Das schaffe ich.

Die Anstiege durch zum Teil unwegsames Gelände und mit den Hunden, die mir immer wieder zwischen den Beinen rum laufen sind schwieriger als gedacht. Auch muss ich immer wieder den Weg suchen. Alles ist überwuchert durch dornenreiches Gebüsch. Daher muss ich immer wieder zurück, um mir andere Wege zu bahnen.

 

Auf dem ersten Hochplateau angekommen, treffe ich zunächst zwei Jäger. Die ich schon eine geraume Zeit gehört habe – zunächst aufgrund der Schüsse, die sie abgegeben haben. Anschließend kommt eine Schweizerin auf einer Tageswanderung an meinem Rastplatz vorbei. Für 10 Minuten gehen wir zusammen, dann biegt sie ab zu einem Gipfel, den sie erklimmen möchte.

Mein Weg führt mich zu einem nächsten Hochplateau. Dort treffe ich auf die gesamte Jagdgesellschaft. Hier wird mit Kind und Kegel gejagt. Die Jagdgesellschaft steht um ihre Fahrzeuge an einem zerfallenen Gehöft. Um auf die befestigte Straße zu kommen, muss ich durch sumpfiges Gebiet, das zieht mir die Schuhe aus. Ich muss die Schuhe aus dem Matsch ziehen und laufe auf Socken zur Straße und schaue mich um, wo das ganze Wasser her kommt. Denn dort möchte ich Schuhe und mich etwas säubern. Eine der Frauen fragt mich, was ich suche und ich antworte: Wasser. Das versteht sie falsch und glaubt ich suche Trinkwasser. Man bietet mir Wasser an, was ich trotz des Missverständnis gerne annehme und lasse mir meine Falsche auffüllen. Mit Feuchttüchern mache ich meine Hose und Strümpfe etwas sauber. Dann sehe ich auch endlich die Staubehälter mit Wasser. Dockt wasche ich kräftig meine Schuhe.

Jetzt geht es wieder runter. Im Tal überquere ich eine Schnellstraße und gelange in ein kleines Dorf. Auch hier werde ich mit meinen Begleitern angebellt. Das finden meine Begleiter nicht gut und lassen sich auf ein Gebelle ein. Gut so, jetzt bin ich die los und muss mir keine Gedanken machen, wie ich die abschüttele, bevor ich mein Quartier erreiche bzw. noch ein paar Kleinigkeiten einkaufe. Es dauert aber nicht lang, dann hat mich die schwangere Hündin wieder eingeholt. Die beiden anderen bleiben zurück. Kurze Zeit später verschnaufe ich und nehme den Käse mit dem alten Brot aus meinem Rucksack. Das wiegt immer fast ein Kilo zusammen. Ich lasse es ausgepackt liegen in der Hoffnung die Hündin macht sich darüber her und lässt von mir ab. Teil eins funktioniert. Teil zwei leider nicht. Kaum Fünf Minuten später läuft sie schon wieder neben mir her. Auf halber Höhe zum letzten Pass des Tages stoßen wir auf einige Weidende Rinder. Die Stellen sich sofort der Hündin in den Weg und lassen sie nicht durch. Jetzt bin ich sie bestimmt los. Falsch gedacht, sie scheint einen Umweg zu gehen und eine viertel Stunde später, kurz bevor ich auf der Passhöhe ankomme, hat sie mich wieder eingeholt.

 Blick bis nach Palermo

Die Hündin läuft weiter mit mir, als wir in dem Ziel-Städtchen ankommen. Bevor ich ins B&B gehe kauf ich noch schnell etwas ein. Die Hündin muss natürlich draußen warten und ich einer Reihe von Leuten erklären, dass sie nicht mein Hund ist. Kaum aus dem Supermarkt steht das Tier schon wieder neben mir. An meinem B&B gelingt es mir, die Tür vor ihrer Nase zuzuschlagen. Ich hatte schon vermutet, dass sie alles dran setzen wird, mit mir zusammen durch die Tür zu schlüpfen.

 Blick auf den nahegelegenen See und das Städtchen Piana degli Abanesi

Kaum angekommen, ruft mich der Besitzer des B&B an und fragt, ob er in seiner Pizzeria für mich einen Tisch reservieren darf. Das kann ich gar nicht ausschlagen, obwohl mir heute Abend eher nach Frische der Sinn steht, um meine Reserven wieder aufzufüllen.

Die Pizzeria ist ein Höllentempel. Es läuft ein Fernseher auf volle Pulle, ein Musikgerät spielt ebenso laut Popmusik und alle Tisch sind belegt. Damit sich die Gäste miteinander unterhalten können, übertreffen sie in ihrer Lautstärke die elektronischen Geräte. Pizza und Salat sind super.

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